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CD • SACD • DVD-Audio • DVD Video

Besprechungen der letzten 30 Tage

Brahms & Gernsheim

Piano Quartets Vol. 3
Mariani Klavierquartett

Audax Records ADX11213

1 CD • 62min • 2024

30.05.202510 10 10

Vor nahezu vier Jahren hatte ich an dieser Stelle die Freude, die erste Folge der Gesamteinspielung der Klavierquartette von Johannes Brahms und Friedrich Gernsheim durch das Mariani Klavierquartett zu besprechen. Nun liegt mit der dritten Folge der Abschluss der Reihe vor. Kombinierte das Ensemble auf den ersten beiden CDs jeweils zwei in ihrer Grundstimmung verwandte Werke, so ergibt sich jetzt zwangsläufig ein von starken Kontrasten geprägtes Programm.

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Satie

Surprises
Christina Bjørkøe Piano

OUR Recordings 8.226929

1 CD • 60min • 2025

29.05.20259 9 9

In diesem Jahr 2025 jährt sich der Todestag des großen französischen Exzentrikers Erik Satie (1866–1925) zum 100. Mal, und aus diesem Anlass widmet ihm das dänische Label Our Recordings ein Album mit Klaviermusik. Wie so häufig setzt das Label dabei auf sorgfältig ausgewählte dänische Künstler, in diesem Fall die Pianistin Christina Bjørkøe, die natürlich gerade dem an dänischer Musik interessierten Musikfreund durch etliche Veröffentlichungen bei cpo, Classico oder Dacapo ein Begriff ist; bei Our Recordings scheint sie mit diesem Album indes ihr Debüt zu geben.

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Segovia

Carlotta Dalia

Berlin Classics 0303725BC

1 CD • 60min • 2024

28.05.202510 10 8

Der Gitarrenbauer Hermann Hauser konstruierte in den 1930ern ein Instrument für den spanischen Virtuosen Andrés Segovia (1893-1987). Es ging als Prototyp für die klassische Konzertgitarre in die Geschichte ein. Nur zwei Exemplare dieses Typs existieren noch. Eines spielt die italienische Gitarristin Carlotta Dalia dank einer Stiftung; das andere liegt in einer Vitrine des Metropolitan Museum in New York. Carlotta Dalias Album „Segovia“ ist eine Hommage an den berühmten gleichnamigen Musiker, der das klassische Gitarrenspiel des 20. Jahrhunderts maßgeblich beeinflusste. Jahrhundertelang vom Klavier verdrängt, erlebte die Gitarre im 20. Jahrhundert ein Revival; viele Komponisten schreiben seither anspruchsvolle Kunstmusik für das Saiteninstrument.

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Miklós Rózsa

Sinfonia concertante op. 29, Rhapsody op. 3, Notturno ungherese op. 28

Capriccio C5535

1 CD • 57min • 2024

27.05.20259 9 9

Es scheint das Schicksal mancher Komponisten zu sein, permanent in die falsche Schublade gesteckt zu werden. Nino Rota ist so ein Fall, der gemeinhin auf seine Filmpartituren reduziert wird, aber auch ein durchaus nennenswertes Schaffen im sogenannten Ernsten Genre vorweisen kann. Mit Miklós Rózsa verhält es sich ähnlich. Fast scheint es, als wären ihm wie bei Rota einige seiner geradezu ikonisch gewordenen Filmmusiken zum „Verhängnis“ geworden. Wer Klassiker wie Ben Hur, Quo Vadis, El Cid oder Der Dieb von Bagdad komponiert hat, kommt aus dieser Schublade wohl kaum mehr raus. Schade eigentlich, denn nicht zuletzt diese von der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz unter der Leitung von Gregor Bühl eingespielte CD könnte dieses Bild nachhaltig ändern.

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Farrenc • Firsova • Bonis

Chamber Music
Ensemble Louise Farrenc

cpo 555 624-2

1 CD • 65min • 2021

26.05.202510 9 9

Das international besetzte Ensemble Louise Farrenc benennt sich nach einer Komponistin, die Mitte des 19. Jahrhunderts in Paris große Erfolge feierte. Das Andenken an Louise Farrenc wird auch vom Label cpo hochgehalten, das anlässlich ihres 150. Todestages eine weitere Kammermusik-Produktion auf den Markt bringt. Louise Farrenc stammte aus einer Pariser Künstlerfamilie und war mit dem Flötisten und Musikverleger Aristide Farrenc verheiratet, der ihre Werke im Druck herausgab. Schon zu Lebzeiten fanden ihre Kompositionen eine breite Resonanz. 1842 wurde Farrenc vom Pariser Konservatorium angestellt – als weltweit erste Frau auf einer Musikprofessur.

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Nicht für Jeden

Die Geschichte des Kornetts in Deutschland

Kaleidos KAL 6374-2

1 CD • 78min • 2024

25.05.20258 9 8

Die Instrumente, die hier erklingen, machen von ihrem Erscheinungsbild offensichtlich einen besonderen Eindruck, denn Willi Budde, Solist der vorliegenden Aufnahme, wird vom Publikum immer wieder gefragt: „Kann man die Dinger auch spielen?“ Waldhörner sind von Anblick und Hörerlebnis ziemlich bekannt, und so dürfte diese Frage hauptsächlich den Kornetten gelten, die etwa wie eine unhandliche Trompete aussehen. Wenn man allerdings ihren Klang hört, ordnen sie sich schnell in das vertraute Klangspektrum der Blechblasinstrumente ein.

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Northern Colours

Grieg • Sibelius • Atterberg • Martinsson
Felix Klieser

Berlin Classics 0303248BC

1 CD • 59min • 2023

24.05.20259 9 9

Der Hornist Felix Klieser widmet sich auf seinem neuen Album „Northern Colours“ der skandinavischen Orchestermusik. Neben Klassikern aus der Feder von Edvard Grieg und Jean Sibelius stehen der wiederentdeckte Spätromantiker Kurt Atterberg sowie Zeitgenössisches von Rolf Martinsson auf dem Programm. Begleitet wird Klieser von der Deutschen Radio Philharmonie Saarbrücken unter Leitung des englischen Dirigenten Jamie Phillips. [...]

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Einojuhani Rautavaara

Violin Concerto • Sérénade • Autumn Gardens

cpo 555 559-2

1 CD • 66min • 2022

23.05.20258 9 8

Orchestermusik aus dem Norden Europas ist seit jeher eine Domäne des Labels cpo, immer wieder auch aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Speziell in Bezug auf Finnland zählen etwa die Aufnahmen der Sinfonien von Aulis Sallinen wohl zu den Fixpunkten des cpo-Katalogs, und insofern liegt es eigentlich nahe, dass sich das Label nun auch der Musik von Einojuhani Rautavaara (1928–2016) annimmt, des wohl bekanntesten finnischen Komponisten der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Mit dem Geiger Ulf Wallin und dem Dirigenten Ari Rasilainen am Pult des Philharmonischen Orchesters Turku sind bewährte Kräfte im Einsatz, präsentiert werden drei Werke aus Rautavaaras mittlerer und später Schaffensperiode.

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Lepo Sumera

Symphonies Nos. 1 & 6

Ondine ODE 1449-2

1 CD • 53min • 2023

22.05.20259 10 9

Lepo Sumera (1950–2000) ist trotz seines tragisch frühen Herztods bis heute wohl der wichtigste estnische Symphoniker der Nachkriegszeit. Der letzte Schüler des legendären Heino Eller – durch dessen Unterricht noch Eduard Tubin oder Arvo Pärt gegangen waren – hatte sich recht früh von der Dodekaphonie abgewandt und in sechs Symphonien, die für sein Schaffen prägende Gattung, verschiedene stilistische Wandlungen durchlebt. Ähnlich dem Ukrainer Valentin Silvestrov entwickelte er – ohne Kenntnis entsprechender US-amerikanischer Werke – ab den frühen 1980er Jahren Musik, die oberflächlich betrachtet eine sehr individuelle Erscheinungsform des Minimalismus auszubilden scheint, jedoch deutlich vielschichtiger ist und deren Wiederholungsmuster ihren Ursprung im archaischen, estnischen Runengesang haben.

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Maurice Ravel

Très Franc
Emre Yavuz, Paino

TYXart TXA24192

1 CD • 82min • 2024

21.05.20258 9 8

Emre Yavuz leitet sein ganz dem Schaffen Maurice Ravels gewidmetes Album „Trés franc“ mit einem lesenswerten autobiographischen Text ein, der anschließend in persönliche Anmerkungen zu jedem der eingespielten Werke übergeht. Yavuz kommt darin auf eine Handverletzung zu sprechen, unter der er in der Zeit vor der Aufnahme litt. Würde er sie nicht selbst erwähnen, man würde beim Hören der CD auf keinerlei Gedanken kommen, der Pianist hätte mit irgendwelchen Einschränkungen zu kämpfen gehabt. Was wir hören ist Klavierspiel auf sehr hohem Niveau voller meisterhaft realisierter brillanter Passagen!

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Heimwee

Lieder aus zwei Heimaten
Linda van Coppenhagen

Monarda Music 109462

1 CD • 52min • 2023

20.05.20258 8 8

In den Jahren der Pandemie fühlte sich die südafrikanische Sopranistin Linda von Coppenhagen, die seit 2011 in Deutschland lebt, gleich doppelt heimatlos. Sie war abgeschnitten von ihrer Familie in Südafrika und von ihrer künstlerischen Heimat auf der Bühne und im Konzertsaal. Mit dem vorliegenden Album, gemeinsam mit dem ebenfalls aus Südafrika stammenden Pianisten David Grant und der Berliner Klarinettistin Friederike von Oppeln-Bronikowski erarbeitet, hat sie einen produktiven Ausweg aus dieser Isolation gefunden.

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Ferdinand Hiller

Symphony op. 67 »Es muß doch Frühling werden« • Symphony in F minor

cpo 555 625-2

1 CD • 61min • 2023

19.05.202510 10 10

Da fragt man sich doch wirklich, wieso ein hochromantischer Komponist der Mendelssohn-Klasse wie Ferdinand Hiller (1811-1885) so selten mit Aufnahmen bedacht wurde und freut sich desto mehr, dass Howard Griffiths und das Brandenburgische Staatsorchester Frankfurt eine fulminante Einspielung der Sinfonien in e- und f-Moll vorlegen. Dass Hiller von den Spielplänen verschwand, lag vorwiegend an der der Neudeutschen Schule folgenden Generation von Star-Dirigenten um 1900 (F. Mottl, R. Strauss), deren Bibel Richard Wagners Schrift „Über das Dirigieren“ war, denn dort kommt Hiller eher schlecht weg.

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Liedgeschwister

Lieder aus Japan und Europa / Songs from Japan and Europe
Misaki Kobayashi, Sopran • Matthias Veit, Klavier

TYXart TXA22174

1 CD • 79min • 2023

18.05.20258 8 8

Der deutsche Pianist und Liedbegleiter Matthias Veit ist im Laufe seiner Karriere nicht nur mit der europäischen, sondern auch mit der japanischen Liedkultur bekannt geworden und dabei auf die Idee gekommen, eine verwandtschaftliche Beziehung zwischen beiden Kultursphären herzustellen. In diesem Recital findet er 18 Geschwisterpaare, die sich in unmittelbarer Nachbarschaft präsentieren. Die europäischen Beiträge stammen aus drei Jahrhunderten und reichen von Mozart bis Ravel, die japanischen mit einer Ausnahme aus dem 20. Jahrhundert.

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Antonio Vivaldi

Il Suono Ritrovato
Works with obbligato Organ

in Aures CD2501

1 CD • 70min • 2023, 2024

17.05.202510 10 10

Dass mich eine CD, die ausschließlich Antonio Vivaldi gewidmet ist, nicht zwingend begeistert, dürfte den Lesern bekannt sein. Desto schöner, dass jetzt eine Produktion auf meinen Schreibtisch gelangte, die mir höchste Freude bereitete. Wohl nur die Wenigsten werden wissen, dass Vivaldi gelegentlich eine obligate Orgel in seinen Concerti und Sonaten einsetzte. Wer uns dies ins Bewusstsein ruft, erwirbt sich allein schon durch das Aufzeigen dieser Facette Verdienste. Geschieht es auf die hier dokumentierte Weise muss höchstes Lob die Folge sein.

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Kaija Saariaho

Touches
Complete Works for Piano and Harpsichord

Ondine ODE 1469-2

1 CD • 56min • 2024

16.05.20258 9 8

Die vor drei Jahren in Paris verstorbene Finnin Kaija Saariaho galt als eine der bedeutendsten Komponistinnen ihres Landes. Ihre Wahlheimat war seit vielen Jahren Frankreich und tatsächlich mischen sich in Saariahos Musiksprache – insbesondere, was die hier zu hörenden Instrumente Klavier und Cembalo betrifft – das nordische und französische Idiom auf eine faszinierende und geradezu wahlverwandte Weise. Präsentiert wird ihr Gesamtwerk für die beiden Tasteninstrumente – in Track 5 („Im Traume“, 1980) kommt auch noch ein Cello zum Einsatz, gespielt von Anssi Karttunen – von der ebenfalls aus Finnland stammenden Pianistin Tuija Hakkila, die bereits bei der (vergriffenen) Ondine-CD „Kaija Saariaho – Trios“ (ODE1189-2) mitgewirkt hatte und auf der diverse Werke für Trio-Besetzung zu hören sind.

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Codex Rost

1660 | 1680
Open Chamber Berlin

Querstand VKJK2405

1 CD • 55min • 2022

15.05.202510 10 10

Die betont seriöse Aufmachung mit Codex-Titel samt Jahreszahlen über Blumenbouquet führt ein wenig in die Irre: Nichts weniger ist diese Produktion des Ensembles „Open Chamber Berlin“ als eine trockene Erkundung des historischen Repertoires einer obskuren alten Musik-Handschrift. Stattdessen beginnt fröhlich ein gezupfter Bass zu summen, eine Harfe kommt hinzu, ein wunderbar silbriges barockes Hackbrett, später eine Orgel, und über dem Ostinato in Es-Dur entspinnt sich ein freies Improvisieren von Violine, Blockflöte, schließlich dem ganzen Ensemble.

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Outframed

Duo Duor • Eliot Quartett

decurio DEC-011

1 CD • 72min • 2023

14.05.20259 10 9

„Aus dem Rahmen“ fällt bei dieser CD die Besetzung mit Harfe, Saxophon und Streichquartett, wobei das Ziel ist, Musik aus verschiedenen Epochen in eigener, wenn auch ungewohnter Sicht zu gestalten. Das Duo Duor (Hila Ofek und Andre Tsirlin) und das Eliot Quartett (Maryana Osipova, Alexander Sachs, Dmitry Hahalin und Michael Preuss) haben sich dafür zu einem homogenen Sextett zusammen gefunden, das sowohl akkurat wie engagiert spannende Musik entwickelt.

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Sonatae e Variácie

Music for Trumpet and Piano
Reinhold Friedrich & Eriko Takezawa

Solo Musica SM 442

1 CD • 11min • 2023

13.05.202510 9 9

Der vielfach preisgekrönte Trompeter Reinhold Friedrich und die Pianistin Eriko Takezawa haben sich für ihr drittes gemeinsames Album zusammengefunden. Darauf kombinieren sie Repertoire-Klassiker und Neuentdeckungen für ihre Besetzung Trompete-Klavier. Der schnörkellose Titel „Sonatae e Variácie“ hält, was er verspricht: Mehrere Sonaten und ein Variationenzyklus sind zu hören. Drei der Sonaten – von Thorwald Hansen, Jean Hubeau und George Antheil – gelten als wichtige Säulen des Repertoires. Eigentlich ist es verwunderlich, dass die Trompete in der klassisch-romantischen Kammermusik kaum eine Rolle spielt, obwohl sie doch seit der Erfindung des Ventils blitzsauber intonieren kann. Dennoch ließen die großen Romantiker wie Schumann oder Brahms das Instrument links liegen.

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Emánuel Moór

Complete Piano Trios
Storioni Trio

cpo 555 629-2

2 CD • 83min • 2023

12.05.20259 10 9

Als Kind einer deutschsprachigen jüdischen Familie in Ungarn geboren, erlernte Emánuel Moór (1863–1931) früh das Orgelspiel, studierte dann bei Robert Volkmann in Budapest, ab 1879 in Wien Klavier und bei Anton Bruckner Kontrapunkt, blieb aber eher Autodidakt. Als vorzüglicher Pianist versuchte er in Amerika Fuß zu fassen, zog jedoch mit seiner ersten Frau Anita, die aus wohlhabenden Verhältnissen stammte, 1888 zurück nach Europa, wo er sich ganz dem Komponieren widmen konnte. Die Bekanntschaft mit Brahms, der Moórs Musik sofort hoch einschätzte, öffnete ihm bald viele Türen: in Wien, Budapest, London, zuletzt auch in Deutschland.

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Bruckner 8

for organ
Gerd Schaller

hänssler PROFIL PH25002

1 CD • 79min • 2024

11.05.20258 9 9

Als Dirigent setzt sich Gerd Schaller vor allem für das Schaffen Anton Bruckners ein, oft mit der von ihm gegründeten Philharmonie Festiva. Nun hat er als Organist in einer eigenen Bearbeitung die achte Symphonie des Meisters eingespielt. Dass er dafür die Cavaillé-Orgel in Rouen gewählt hat, hängt mit der besonderen Bedeutung dieses Instruments zusammen, das 1890 geweiht wurde. Bruckner selbst kannte und schätzte die Instrumente der Firma Cavaillé-Coll. Tatsächlich bietet diese viermanualige Orgel eine Fülle klanglicher Möglichkeiten, die Schaller für seine sehr persönliche Interpretation nutzt. Dabei ist neben der Kunst des Arrangements auch die spieltechnische Leistung zu bewundern, mit der Schaller zu Werke geht.

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Mozart

»Posthorn - Serenade«
Mozarteumorchester Salzburg • Reinhard Goebel

Berlin Classics 0303022BC

1 CD • 46min • 2021

10.05.202510 10 10

Diesmal dirigiert Reinhard Goebel, Professor für historische Aufführungspraxis am Salzburger Mozarteum, das Mozarteum Orchester in der fortlaufenden Aufnahmen-Reihe des Labels Berlin Classics. Dem Hauptwerk, Mozarts Posthornserenade KV 320, werden dabei zwei Märsche voran und nach gestellt und eine Aufführungssituation imaginiert, die der Mozartforscher Manfred Hermann Schmid beschreibt: Am Ende des Sommersemesters der Benediktiner-Universität spielen Studenten – und vielleicht auch Hofmusiker – eine Serenade, die im Hof von Schloss Mirabell beginnt, dann wird – unter Abspielung der Märsche – die Salzach überquert und alles vor der Kollegienkirche wiederholt. Die Aufnahme mit dem Mozarteum Orchester bringt dies alles zu höchster Anschauung bzw. Anhörung: so heiter-fröhlich, so munter-rege, ja so fast hüpfend vor Freude agieren die Musiker, immer wie mit einem Lächeln auf den Lippen (obwohl das natürlich bei Bläsern nicht möglich ist…), so farbenfroh und so dynamisch lebendig blasen die Bläser – Mozart hat für diese hyperkomplexe Unterhaltungsmusik drei Bläserpaare vorgesehen, die, wie Thomas Schipperges im „Mozart-Handbuch“ schreibt, „ein konzertierendes Linienspiel von wechselnder Farbigkeit“ bilden.

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Beethoven & Lentz

Arabella Steinbacher
Luxembourg Philharmonic • Gustavo Gimeno

Pentatone classics PTC 5187 240

1 CD • 80min • 2024, 2023

09.05.20259 10 9

Nachdem die Violinistin Arabella Steinbacher vor zwei Jahren Bach und Pärt auf einem Album kombiniert hat, koppelt sie nun erneut einen Klassiker mit zeitgenössischer Musik, nämlich Beethovens Violinkonzert mit demjenigen von Georges Lentz, Jg. 1965. Bei letzterem handelt es sich um eine neue Komposition, die Steinbacher selbst in Auftrag gegeben und natürlich auch uraufgeführt hat. Begleitet wird sie vom Philharmonischen Orchester Luxemburg unter der Leitung seines aktuellen Musikdirektors Gustavo Gimeno.

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Georg Schumann

Ruth

cpo 555 666-2

2 CD • 1h 46min • 2023

08.05.20259 10 9

Das frühe 20. Jahrhundert war eine große Zeit des Oratoriums, und noch immer ist eine größere Anzahl herausragender Werke dieser Epoche nicht für den Tonträger gewonnen worden (ich denke beispielsweise an die Oratorien von Felix Woyrsch, Charles Tournemire, Gerhard von Keußler...). Eines der international erfolgreichsten deutschen Oratorien der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg ist nun durch cpo erstmals auf CD gelangt: Georg Schumanns Ruth. 1908 vollendet, dokumentiert das knapp zweistündige Werk den modernen Geist, der mit Schumanns Ernennung zum Direktor der Berliner Singakademie in diese ehrwürdige, aber unter seinen Vorgängern in Konventionalität erstarrte Institution Einzug gehalten hatte.

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Johann Joseph Abert

Ein musikalisches Portrait

Ars Produktion 38 679

1 CD • 69min • 2004, 2005, 2017, 2023

07.05.20258 8 8

Mit dem Namen Abert verbindet der gebildete Musikfreund zwei bedeutende Musikwissenschaftler, Hermann und Anna Amalie. Deren Vater und Großvater, Johann Joseph (1832-1915), zu seiner Zeit ein erfolgreicher Dirigent und Komponist, ist dagegen kaum mehr ein Begriff. Seine Oper Ekkehard nach dem Roman Victor von Scheffels (1878) wurde zwar vor einem Vierteljahrhundert in Bad Urach wiederentdeckt und bei Capriccio als CD veröffentlicht (die heute als frühes Tondokument der späteren Weltstars Jonas Kaufmann und Christian Gerhaher geschätzt wird), doch fand sie danach keinen Eingang ins Repertoire. Der vom SWR und dem Label Ars Produktion gemeinsam unternommene Versuch, Abert mit einem Komponisten-Portrait zu ehren, füllt in jedem Fall eine diskographische Lücke.

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Pervez Moody

plays Scriabin Vol. 8

Thorofon CTH2683

1 CD • 77min • 2022, 2023

06.05.20259 9 9

Die Musik von Alexander Scriabin ist ein Phänomen. Stilistisch ist sie kaum zu fassen, entwickelt sich von spätromantischer Opulenz im Frühwerk hin zu postromantischer Askese in den späten Werken. Auf der aktuellen Einspielung des Pianisten Pervez Mody lässt sich das sehr schön verfolgen. Atmet die Valse op. 1 noch den empfindsamen Geist Chopins, strahlen z.B. die Morceaux op. 51 eine geradezu geradlinige Kargheit aus. Doch egal ob nun Früh- oder Spätwerk, für Hörer ist Scriabins Musik oft ein harter Brocken. Scheinbar endlos mäandert die Musik vor sich hin und gerade dann, wenn man wieder einen Hauch von Struktur entdeckt zu haben glaubt, kippt die Musik in ein anderes Extrem.

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Emilie Mayer

Symphonies 4 & 6

cpo 555 615-2

1 CD • 68min • 2023

05.05.20258 9 8

Emilie Mayer (1812-1883) ist insofern ein Phänomen, als dass sie die einzige Frau in Deutschland war, die es im 19. Jahrhundert wagte, Sinfonien zu komponieren. Weder Fanny Mendelssohn noch Clara Schumann hatten sich an diese als Königsdisziplin geltende Form herangewagt. Mayer schrieb zwischen 1847 und 1853 deren sieben, denen 1862 noch eine Achte folgte. Allerdings sind nur sechs ihrer sinfonischen Werke auf uns gekommen. Somit ist die Gesamtaufnahme ihrer Sinfonien bei cpo mit diesen beiden Weltersteinspielungen komplett. Frankreich war uns in dieser Hinsicht offensichtlich voraus, da die drei Sinfonien von Louise Farrenc bereits Anfang der 1840er Jahre entstanden.

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L' Arte del Virtuoso Vol. 5

Baroque Meets Orient
caterva musica

MDG 626 2350-2

1 CD • 70min • 2024

04.05.202510 10 10

Das Osmanische Reich wurde seit seinem Aufstieg im 14. Jahrhundert von einer kleinasiatischen Regionalmacht zum Erben des byzantinischen Kaiserreichs; es stieg seit der Eroberung Konstantinopels 1453, das sich der Einnahme ebenso standhaft wie erfolglos widersetzte, für Jahrhunderte zu einer Macht auf, welche die gesamte Ost- und Südküste des Mittelmeeres kontrollierte und damit in der damaligen Welt bedeutende Macht ausübte. Die Stellung ihres Herrschers als „Sultan“ und der Titel des Kalifen, mit dem überdies die höchste geistliche Autorität des Islams verbunden war, machte sie zu unbestrittenen weltlichen und geistlichen Oberhäuptern ihres Reiches und seiner Religion – sie waren, mit christlichen Begriffen gesprochen, Kaiser und Papst zugleich und wussten sich auch im Titel ihres Reiches wirkungsvoll in Szene zu setzen: „Devlet-i ʿAlīye“ – „Der erhabene Staat“ hieß das türkisch-islamische Nachfolgereich des einst so mächtigen Byzanz für Jahrhunderte.

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Vivaldi

Bassoon Concerti
Sophie Dervaux • La Folia Barockorchester

Berlin Classics 0303724BC

1 CD • 68min • 2024

03.05.20257 9 7

Sophie Dervaux setzt ihre Einspielung der Fagottkonzerte Antonio Vivaldis fort, deren erste Folge ich durchaus für das virtuose Fagottspiel lobte, allerdings mit der Klangbalance zwischen Solistin und begleitenden Streichern nicht ganz glücklich war. Es empfiehlt sich übrigens eine CD mit Vivaldi-Konzerten – wenn es sich nicht gerade um die Quattro stagioni handelt – nicht als komplette Pizza, sondern häppchenweise zu verkosten. Dann ist der Genuss größer, da sich keine Übersättigung einstellen kann.

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Libertas

Beethoven • Schubert • Beach • Marx
Äneas Humm • Doriana Tchakarova

Rondeau ROP6275

1 CD • 69min • 2024

02.05.20258 8 8

Vor sechs Jahren hat der Schweizer Bariton Äneas Humm sein Gesangsstudium bei Edith Wiens in New York abgeschlossen. Seither ist er in der Oper und im Konzert international erfolgreich und legt jetzt mit „Libertas“ bereits sein drittes Solo-Album vor. Das vorangegangene „Embrace“ war mehrfach – unter anderem mit dem Opus Klassik – ausgezeichnet worden.

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Ulf-Guido Schäfer

Three Winds and More

MDG 903 2356-6

1 CD/SACD stereo/surround • 58min • 2023, 2024

01.05.20258 10 8

Als ich die vorliegende CD erstmals in der Hand hielt, erinnerte ich mich vage, den Namen Ulf-Guido Schäfer schon einmal gelesen zu haben, und in der Tat fand ich ihn auf einer CD mit Joseph Suders Klavierkonzert wieder mit Schäfer an der obligaten Klarinette. Diese kleine Begebenheit ist insofern nicht atypisch, da Schäfer, Jg. 1963, als Klarinettist die größte Bekanntheit erreicht haben dürfte: er ist u.a. Soloklarinettist beim NDR Sinfonieorchester sowie Klarinettist im Ma’alot-Quintett und im Trio Roseau. Gleichzeitig wirkt er seit Jahren (nicht zuletzt auf diversen CDs) als Arrangeur insbesondere für Bläserensembles, ist künstlerisch aktiv (eine seiner Collagen findet man auf dem Cover dieser CD), und seit jüngerer Zeit tritt er nun auch als Komponist in Erscheinung.

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