Die Harfe ist eines der ältesten Instrumente der Menschheit: Bereits um etwa 3000 v. Chr. ist sie in Mesopotamien und Ägypten belegt. In der Bibel ist sie das Instrument des Königs David; sie spielt in der Antike – besonders im Orient – eine wichtige Rolle, steht aber auch in der europäischen Musik des Mittelalters in Ehren [...]
Anne Sofie von Otter hat Zeichen gesetzt. Und fährt darin fort. Weder die Jahre - sie ist über Sechzig - noch das Schicksal - sie verlor unlängst auf tragische Weise ihren Ehemann - haben sie passiv gemacht [...]
Kalevi Aho zählt zu den glücklichen Komponisten, deren Gesamtwerk zu Lebzeiten komplett auf Tonträger veröffentlicht werden könnte – falls demnächst mal jemand auf die grandiose Idee kommen sollte, endlich auch mit seinen Opern zu beginnen [...]
Seit nunmehr 12 Jahren veröffentlicht das kleine dänische Label OUR Recordings eine bislang beispiellose Anthologie zeitgenössischer Blockflötenkonzerte, die im Auftrag der vielfach preisgekrönten Blockflötenvirtuosin Michala Petri entstanden sind [...]
Hans Erich Apostel (1901-1972) stammte aus Karlsruhe und war ab 1921 Schüler Arnold Schönbergs; 1925 begann eine enge Verbindung zu Alban Berg bis zu dessen Tod. Ebenso wichtig für seine künstlerische Entwicklung und Ästhetik war die Freundschaft mit bildenden Künstlern wie Oskar Kokoschka, Alfred Kubin und Emil Nolde [...]
Der 37. Band von Miklos Spányis Gesamteinspielung der Solo-Claviermusik von Carl Philipp Emanuel Bach (1714-1788) ist in sich selbst eine Premiere: Spányi hatte bisher Clavichord und Tangenten- oder Hammerflügel, die Instrumente des emotionalen Aufbruchs im musikalischen Sturm und Drang verwendet [...]
Wenn man im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts in Deutschland von Bach sprach, war Carl Philipp Emanuel Bach (1714-1788) gemeint, der zweite überlebende Sohn Johann Sebastian Bachs, den man damals wiederum den „alten Bach“ genannt hätte [...]
Bachs vier Lautensuiten vereint der deutsche Gitarrist Franz Halász, seit 2010 Lehrstuhlinhaber der ersten Gitarren-Professur an der Münchner Hochschule für Musik und Theater, auf dieser CD; und zwar in ihrer Originaltonart [...]
Nur wenigen Interpreten vermögen diese 80-minütige „Monstre-Passacaille“ so stringent zu gestalten, dass der Hörer nicht in Gedanken abschweift, was möglicherweise sogar vom Komponisten – so man denn Forkels Goldberg-Anekdote Glauben schenken will – als Mittel gegen die Schlaflosigkeit des Grafen Keyserlingk beabsichtigt war. Anne-Catherine Bucher gelingt dieses Kunststück.
Johann Sebastian Bachs sechs für die Traversflöte geschriebene Sonaten – jeweils drei mit obligatem und begleitendem Cembalo – sind hinsichtlich ihrer technischen und musikalischen Anforderungen die komplexesten Werke für diese Besetzung [...]
Ein neuer Pianisten-Stern am Bach-Himmel, von einem Marktführer präsentiert, der künstlerisch schon lange nicht mehr verlässlich ist, sondern uns hemmungslos Max Richter und Konsorten aufdrängt – da ist Skepsis angesagt [...]
Bereits im Kindesalter erhielt Mime Yamahiro Brinkmann von ihrer Mutter, einer Pianistin, ihre musikalische Grundausbildung, entdeckte das Cello und schloss ihr Studium an der Toho Gakuen Musikhochschule in Tokyo mit Diplom auf dem modernen Instrument ab [...]
Nach der himmelstürmend-fulminanten "Johannespassion" und dem turbulent-freudigen "Weihnachtsoratorium" legt Ralf Otto mit dem Bachchor und Bachorchester Mainz nun Bachs "Matthäuspassion" vor – und wieder ist es eine tief beeindruckende Aufnahme [...]
Man darf sich mit Fug und Recht fragen, warum Béla Bartóks Ballett "Der holzgeschnitzte Prinz" bislang weder auf den Konzertpodien noch auf dem Tonträgermarkt so recht reüssieren konnte [...]
Das Kopenhagener Trio con Brio macht auf seiner neuesten CD-Veröffentlichung einmal mehr seinem Namen alle Ehre. Was hätte man auch anderes von diesem hochmotivierten, vor 22 Jahren gegründeten Ensemble erwartet? [...]
Bald 40 Jahre alt, hat sich der in England lebende Petersburger Pianist Yevgeny Sudbin seit nunmehr vielen Jahren – als Exklusivkünstler des audiophilen schwedischen Labels BIS – als einer der feinsten Musiker seiner Generation hervorgetan [...]
Zwei CDs mit Clavierwerken von J. S. Bach auf dem modernen Flügel - wie konnte mir die Redaktion das nur antun! -, dachte ich beim Erhalt dieser Sendung [...]
Offen gestanden: ich mag keine Price Winner-Stücke, ich halte nichts von Mainstream-Kompromiss-Auszeichnungen. Und doch kommt es ungefähr alle Schaltjahre einmal vor, dass ein großes, wegweisendes Kunstwerk quasi versehentlich von einer Fachjury erkannt und entsprechend aufs Podest gehievt wird [...]
Die zweite Folge der Brahms- Dvořák-Symphonien-Kopplung der Bamberger Symphoniker unter ihrem Chefdirigenten Jakub Hrůša lässt eigentlich keine Zweifel offen, was als Nächstes kommt: man lässt die Uhren parellel rückwärts laufen [...]
In seinen Intermezzi spricht Brahms mit und zu sich selbst. Evgeni Koroliov hat sich in diese „Selbstgespräche“ versenkt, mit einer Hingabe ohnegleichen, mit fast meditativer Einverleibung dieser Musikstücke und gleichzeitig mit hellwacher Konzentration, vor allem aber mit einer unerhörten Nuncierung der Anschlagkunst. Gedankentiefe verbindet er mit Oberflächenglanz. So erscheinen diese Intermezzi nicht nur als „Wiegenlieder meiner Schmerzen“, wie Brahms selber eins dieser Intermezzi beschreibt, sondern auch als „Wiegenlieder seiner Freuden“, stiller, aber unendlich tiefer Freuden.
Zwei vorausgegangene vorzügliche Einspielungen mit Musik des späten Mittelalters und der Renaissance ließen die Erwartungen in die neueste CD der Gruppe Aquel Trovar in die Höhe schnellen [...]
„Historisch informiertes Musizieren“ kann ja manchmal etwas dünnflüssig-betulich sein – hier nicht: Gordon Safari animiert seine Sänger und Instrumentalisten zu einem anspringend fröhlichen, temperamentvollen und mitreißenden Musizieren, bei dem die musikhistorische Informiertheit kein Selbstzweck ist, sondern „nur“ Mittel zur unwiderstehlich-zündenden Wirkung. Man möchte fast tanzen bei dieser Musik – und auch der Mozart‘sche Humor kommt nicht zu kurz.
Diese CD verrät beim Anhören zweierlei: Die Höflinge am königlichen Hof von Versailles haben sich auf höherem Niveau amüsiert, als man gemeinhin meint. Und: Marc-Antoine Charpentier hat beileibe nicht nur geistliche Werke komponiert, für die er gemeinhin bekannt ist [...]
Virtuose Kammermusik von Vivaldi, Telemann, Boismortier und Prowo
Eleven-eleven 5
1 CD • 50min • 2016
20.03.2019 • 10 10 10
Während barocke Duo- und Trio-Sonaten regelmäßig aufgenommen werden, ist die Auswahl im Bereich größer besetzter Kammermusik doch recht übersichtlich. Umso dankenswerter ist es daher, dass sich Colori del Barocco auf ihrem Debüt-Album mit virtuoser Kammermusik dieser Gattung angenommen haben [...]
Der Klang des Marimbafons ist schon ein Wunder für sich: Fast metallisch mutet er an, weil hier die härtesten Hölzer zum Einsatz kommen, welche unser Planet hervorbringt. Von hell leuchtender Brillanz bis hin zu dunklem wuchtigen Bass ist alles möglich [...]
Wer wissen will, wie die Tastenlöwen der Romantik improvisieren lernten, beschäftige sich mit Czernys Anleitung aus der Praxis für die Praxis. Hier kann man die Entwicklung der Klaviervirtuosität en miniature verfolgen und erfährt etwas von den Konzepten nach denen Mendelssohn, Chopin und Liszt ihre kürzeren Werke konstruierten. Wer effektvolle Zugaben sucht, wird hier mit Sicherheit fündig.
Sehr liebevolle und natürliche Interpretationen einiger von Debussys weniger bekannten Orchesterwerken. Lan Shui gelingt es, die Musik wie aus dem Moment heraus improvisiert klingen zu lassen, ohne dass sein Dirigat konzeptlos wirkt.
Felix Draeseke (1835-1913) – in Coburg in eine protestantische Theologendynastie hineingeboren und Generationsgenosse von Johannes Brahms und Joseph Gabriel Rheinberger – begann seine Karriere nach seinem für ihn eher unbefriedigenden Studium am Leipziger Konservatorium ...]
Ein großartig symbiotisches Zusammenspiel zeichnet dieses Duo aus. Ebenso haben sich die beiden auf kreative wie unverkrampfte Weise neues Repertoire erschlossen. Die Folge ist ein wunderbar entspannt atmender Spannungsbogen, der -in beglückender klanglicher Transparenz wohlgemerkt! - von Bach bis in den Impressionismus führt.
Im dritten Album seiner Gesamtaufnahme der Streichquartette Antonin Dvořaks stellt das Vogler-Quartett drei Werke zur Diskussion, die im Konzertsaal eher selten zu hören sind [...]
Eine neue CD von Thomas Albertus Irnberger ist immer ein Ereignis, doch hier hat sich der gebürtige Salzburger Geiger – nach exzellenten Aufnahmen etwa von spätromantischen Violinkonzerten, aufregend durchtobten Beethoven-Sonaten und sogar einem ganzen Album mit heiklen Salon-Piècen – endgültig selbst übertroffen [...]
Wenn es um die Verbindung von volksnaher Folklore und Kunstmusik geht, fallen Namen wie Béla Bartók oder Zoltán Kodály immer wieder. Beide haben musikethnologische Fleißarbeit mit ihren kompositorischen Ambitionen verflochten und Einzigartiges geschaffen [...]
Erst nach seiner Emigration 1933 nach Palästina änderte der gebürtige Münchner Paul Frankenburger – der nach seinem Studium Assistent von Bruno Walter und später 1. Kapellmeister in Augsburg gewesen war – seinen Nachnamen in Ben-Haim [...]
Der Musik von George Ivanovitch Gurdjieff (1866-1949) eilt der Ruf des Mystischen, Transzendenten voraus. Kein Wunder, war der Kaukasier doch einer der bedeutendsten spirituellen Meister des vergangenen Jahrhunderts [...]
Mit knapp 42 Minuten ist dieses neue Album des Wiener Lautenisten Bernhard Hofstötter recht kurz geraten. Man merkt: Das Label TYXart setzt demonstrativ auf Qualität statt Masse [...]
Dieses Album überzeugt auf ganzer Linie. Einmal in der Auswahl der Musik -- Bekanntes wie Eingängiges Unbekanntes nebeneinander. Des weiteren in der kraftvollen Romantik des Spiels und schließlich in dem natürlichen, klaren hervorragenden Klang der Aufnahme. Gleichermaßen ideal für Fauré Kenner wie Einsteiger."
Bach, Liszt, Schumann. Eine Klavier-CD wie viele, könnte man jedenfalls meinen. Doch die Bonner Pianistin Jamina Gerl hat ein auf den ersten Blick zwar unspektakuläres, dafür aber äußerst interessantes und beziehungsreiches Programm aufgenommen. [...]
Im Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit gilt Josef Haydn als der Schöpfer der klassischen Sinfonie. Das ist jedoch in dieser Form nicht korrekt, da deren Ursprünge in die Jahre um 1730 fallen [...]
Einschüchternde 1750 Kompositionen von Christoph Graupner lassen sich auf der Online-Plattform IMSLP.org zum gegenwärtigen Zeitpunkt einsehen. Um die 2000 Werke sollen es so ungefähr sein, darunter abendfüllende Opern [...]
Auf dem Klavier liegen alle tonalen Möglichkeiten vor dem Spieler ausgebreitet – das Erlernen dieses Instruments vermittelt die notwendige ordnende Kompetenz, aber das hat auch manchmal mit Domestizierung zu tun [...]
Das muss ja ein richtiges musikalisches Schaulaufen gewesen sein in Hamburg in der Fastenzeit im Jahre 1722, fast wie ein frühes „Deutschland sucht den Komponisten-Superstar“: Vier verschiedene Vertonungen der Brockes-Passion stellte der damalige Hamburgische Musikdirektor Georg Philipp Telemann neben- bzw. hintereinander [...]
Haydns "Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuz" gehören zu den außergewöhnlichsten Werken der geistlichen Musik. Haydn selbst schilderte seinem Biographen Griesinger zu Anfang des 19. Jahrhunderts die Entstehungsgeschichte der 1786 in Auftrag gegebenen Komposition [...]
Joseph Haydns Konzerte für Soloinstrumente und Orchester stehen zumeist im Schatten seiner Symphonien und Chorwerke. Neben dem D-Dur Klavierkonzert haben sich nur die beiden Cellokonzerte im Repertoire halten können [...]
Ein mitreißendes Hörvergnügen funktioniert am besten, wenn maximale künstlerische Qualität die Basis liefert. Und so wie der Titel schon mit Erwartungshaltungen „spielt“, so offenbart sich in den vielfältig instrumentierten Stücken ein Feuerwerk an Überraschungen aus der musikalischen Gegenwart, die hier alles, nur nicht akademisch sein will.
Ein originelles Rossini-Programm hat die Cellistin Raphaela Gromes hier zusammengestellt: Musik von und über Gioachino Rossini, von der Cello-Schmonzette bis zum veritablen Virtuosenstück ist alles dabei [...]
Mit japanischen Chorkompositionen der Nachkriegszeit, in denen sich japanische Traditionen mit Techniken der europäischen Avantgarde verbinden, führt uns das SWR Vokalensemble Stuttgart in eine noch weitgehend unbekannte, aber faszinierende Klangwelt [...]
Die Pianistin Shin Heae Kang fasziniert bei Franz Liszt vor allem dessen Bezugnahme auf außermusikalische Ideenm etwa aus der Literatur. Dies entfaltete für Franz Liszt so viel Imagination und Bildkraft, dass er daraus sogar titelgebende Programm-Ideen formulierte [...]
Der deutsche Lautenist Johann Hieronymus Kapsberger (ca. 1580-1651) erntete Ruhm in Italien, das zu seinen Lebzeiten als das Mutterland der Musik gelten konnte. Er wirkte am päpstlichen Hof in Rom, und „Il tedesco della tiorba“ – der Deutsche der Theorbe – war sein Ehrentitel zu dieser Zeit. „Der Schwede der Theorbe“ wäre eine passende Bezeichnung für Jonas Nordberg, der auf dieser SACD Kapsbergers technisch durchaus verzwickte Musik in technischer Perfektion und mit hörbarer Begeisterung vorträgt.
Die Bevölkerung des Baltikums soll ein sangesfreudiges Völkchen sein, so wird es gemeinhin kolportiert. Kein Wunder also, dass auch die Chorkultur dort weit verbreitet und auf einem hohen Niveau angesiedelt ist [...]
Opitianischer Orpheus Lieder nach Gedichten von Martin Opitz
cpo 555 123-2
1 CD • 67min • 2016
08.07.2019 • 10 10 10
Die längste Zeit des nur 39 Jahre währenden Lebens von Johann Erasmus Kindermann (1616-1655) stand im Bann des 30-jährigen Krieges, jener europäischen Katastrophe, die in Prag begann, vor allem auf deutschem Boden wütete [...]
Ignaz Joseph Pleyel, 1757 (knapp anderthalb Jahre nach W. A. Mozart) im niederösterreichischen Ruppersthal geboren und 1831 auf seinem Landgut bei Paris gestorben; ist eher als Gründer der berühmten französischen Klaviermanufaktur denn als Komponist in Erinnerung geblieben [...]
Die Gesamteinspielung der geistlichen Musik von Johann Kuhnau (1660-1722) durch das Ensemble Opella Musica und die camerata lipsienis unter der Leitung von Gregor Meyer ist mit dieser CD bei ihrem vierten Teil angelangt [...]
Vor über 15 Jahren legte Gerhard Schmidt-Gaden mit dem Tölzer Knabenchor und der Musicalischen Compagney Berlin eine Gesamtaufnahme der „Bußpsalmen“ von Orlando di Lasso vor, die der bisherigen Aufführungs- und Aufnahmegeschichte wirklich neue Facetten hinzufügte (Capriccio) [...]
Es gibt Beethoven-Einspielungen, die folgen einer erkennbaren Idee oder gar inneren Logik. Aber auch solche, deren Programme völlig beliebig und mit unnötigen Füllnummern angereichert zu sein scheinen [...]
Die CD ist „Latin & Soul“ betitelt – südmerikanisches Flair und heiße Rhythmen verheißt das. Und ein außergewöhnliches Programm, denn der junge brasilianische Pianist Fabio Martino hat einen spannenden Querschnitt mit Werken seines Heimatkontinents zusammengestellt [...]
Zeitgenössische Musik überwindet spielend geografische, politische und kulturelle Grenzen, weil die Protagonisten untereinander Kontakte pflegen, sich vernetzen. Zugleich spiegelt das Schaffen der zahllosen Gegenwartskomponisten auch immer regionale Kulturen wieder. [...]
Die Figur der Lilith wurde von der christlichen Lehre geflissentlich ignoriert: Es ist die Dritte im Bunde neben Adam und Eva – und eigentlich die empanzipierteste Figur! Sie ist eben nicht aus einer Rippe des Mannes erschaffen, sondern ein eigenes Geschöpf [...]
Giltburg stellt in diesem Programm Liszts Paraphrasen aus Giuseppe Verdis Rigoletto-Oper an den Anfang, um dann in den weitläufigen „12 Études exécution transcendentes“ alle erdenklichen pianistischen Möglichkeiten in den Dienst einer großen Sache zu stellen. [...]
Heutigen Hörern ist Carl Loewe zumeist nur noch als Komponist von Balladen wie „Herr Oluf“, „Tom der Reimer“ oder „Die Uhr“ geläufig. Viele dieser Werke – zu denen der Komponist sich selbst in Konzerten zu begleiten pflegte – beweisen, dass Loewe nicht nur ein äußerst talentierter Tenorbariton, sondern auch ein formidabler Klavierspieler gewesen ist [...]
Fesselnde Vokalmusik eines der größten Meister der franko-flämischen Renaissance. Vollendete Musik in vollendeter Interpretation: Ich habe diese CD während der Arbeit an meiner Rezension und auch danach wieder und wieder angehört und war immer von Neuem hingerissen von der Raffinesse des musikalischen Satzes, vom Reichtum der musikalisch dargestellten Emotionen und von der technisch und darstellerisch großartigen Leitung der Interpreten.
John Storgårds, den wir auf Tonträger in den letzten Jahren mit recht vorzüglichen Symphoniezyklen bewundern durften präsentiert uns hier eine Überraschung…[...]
Der Grazer Joseph Marx (1882-1964) war in den 1920er Jahren ein gefeierter Liedkomponist. Noch weitgehend tonal und der romantischen Tradition verpflichtet, gerieten seine ambitionierten Orchesterwerke nach dem Zweiten Weltkrieg weitgehend in Vergessenheit. Die cpo Produktion der Herbstsinfonie – Marx‘ Hauptwerk – unter Johannes Wildner ist tatsächlich die gelungene, zudem strichlose CD-Premiere dieses komplexen Riesenstückes. Zumindest aufnahmetechnisch und in der klanglichen Abstufung der vielen Feinheiten der teilweise überbordenden Orchestrierung wird sie den enormen Anforderungen der Sinfonie durchaus gerecht. Damit wird endlich eine lang bestehende Lücke in der Diskographie österreichischer Orchestermusik zwischen den Weltkriegen gefüllt – schon deshalb unbedingt hörenswert!
Keine Frage, die Kölner Akademie unter der Leitung von Michael Alexander Willens und der Pianist Ronald Brautigam sind ein gut aufeinander abgestimmtes Team [...]
Choral music for Christmas from different countries & eras
cpo 555 318-2
1 CD • 59min • 2018
16.12.2019 • 9 10 10
Diese CD versammelt viele Advents-Klassiker der Chormusik, aber auch einige Überraschungen. Das 1996 von Matthias Jung gegründete und geleitete Sächsische Vokalensemble gehört wohl zu den besten deutschen A-capella-Chören [...]
Dieses Recital ist das Ergebnis einer längerfristigen Beschäftigung des Baritons Christian Immler mit Liedern emigrierter jüdischer Komponisten, die überwiegend aus Österreich kamen und im fin-de-siècle [...]
Ich kann mich nicht erinnern, einer Aufnahme mozartscher Streichquartette jemals so gespannt und mit so viel Vergnügen gelauscht zu haben. Wie beredt (aber nie geschwätzig) das Armida Quartett zu Werke geht, sucht seinesgleichen und lässt Mozarts sprachmächtige Quartettmusik von innen heraus hell erstrahlen. Außerdem fasziniert mich die große Homogenität des Ensembleklangs, der gleichzeitig dem Individuellen der Stimmen genügend Raum zur Entfaltung gewährt. Von der Tongebung bis zum Ausdruck zeugt alles von einer für ein junges Ensemble ungewöhnlichen gestalterischen Souveränität und Reife; und wie die Vier die Spannung durchweg hoch und somit den Hörer stets wach halten – davor kann ich mich nur verneigen. Diese Aufnahme ist ein wahres Mozart-Juwel.
Die vorliegende CD mit Orchesterwerken von Alberto Nepomuceno (1864-1920) markiert den Beginn der neuen Reihe „The Music of Brazil“, die Naxos in Zusammenarbeit mit dem brasilianischen Außenministerium plant [...]
Französische Flötenmusik der letzten 150 Jahre ist schon per se verführerisch. Ersetzen atmosphärisch unglaublich dichte Arrangements für Streichsextett den ursprünglichen Klavierpart, beweisen die Interpreten dann auch noch ein vollendetes poetisches Empfinden und außerordentliche lyrische Fähigkeiten, dann kann man sich nur noch zurücklehnen und sich ohne Bedenken der Verführung vollständig ergeben. Was wirklich unter die Haut geht, ist das feinsinnige wie hingebungsvolle Modellieren jedes einzelnen Tons und die sehr subtilen klanglichen und dynamischen Abstufungen des Flötisten Nathanael Carrés und des Ensemble Nuanz. Hier sind im wahrsten Sinne des Wortes Ton-Künstler am Werk. Für mich ein sinnlicher, vor allem aber uneingeschränkter Hörgenuss, der größer nicht sein könnte und der mir schon lange so nicht mehr begegnet ist.
Über die Musik Allan Petterssons nüchtern zu schreiben, ist zwar möglich, muss jedoch eine blasse Angelegenheit bleiben. Nur ganz wenige Komponisten des 20. Jahrhunderts vermögen den Hörer so in der Tiefe seines Wesens zu bewegen und ergreifen wie die seine [...]
Ein ungemein beziehungsreiches Programm hat Liv Migdal hier zusammengestellt: drei Sonaten für Violine solo von Bach, Ben-Haim und Bartók – und damit ist gewiss nicht die Alliteration gemeint [...]
Bei Folge sechs seiner Gesamteinspielung der Orgelwerke von Max Reger ist der Organist Gerhard Weinberger mittlerweile angelangt. Wieder hat er zwei Instrumente aus der Zeit Regers ausgesucht [...]
Ein gelungenes Portrait des nach England emigrierten deutschen Neoklassizisten Franz Reizenstein. Die stilsicher musizierten Werke zeigen einen der besten Schüler Hindemiths, der sich britischen Einflüssen nicht verschloss, sich dabei aber stets seinen eigenen Ton zu bewahren wusste.
JoAnn Falletta glaubt an jeden Takt dieser Musik. Daher erstrahlen die Partituren in allem Farbreichtum. Und nicht nur dass: Auch ihre tatsächliche kompositorische Qualität wird deutlicher hörbar als in vielen anderen Einspielungen – selbst die "Feste romane" haben hier mehr zu bieten als nur ein grellbuntes Vergnügen.
Mit dem Thema aus der Marsaillaise trumpfen die Janoska-Brüder gleich am Anfang ihrer aktuellen zweiten Platte auf. Geht es doch um nichts weniger, als das erklärte Ziel, die klassische Musik zu revolutionieren, ebenso darum, einmal mehr den Ruf als Österreichs „Klassik-Kultband Nr.1“ zu bekräftigen [...]
Machen Sie einen Ausflug in das Stockholm von vor 300 Jahren mit einer Erstaufnahme wichtiger Instrumentalkompositionen des "Schwedischen Händel" Johan Helmich Roman. Stilsicher, farbig und in allen Details perfekt interpretiert durch das junge schwedische Ensemble "Höör Barock" unter der Leitung des (auch) Alte-Musik-Spezialisten Dan Laurin. Da raschelt die Seide, klirren die Degen, duftet das Festmahl!
Cipriano de Rore (1515/16-1565), einer der bedeutendsten Komponisten der Renaissance, ist im heutigen Tonträgerangebot gerade einmal mit einem knappen Dutzend Aufnahmen vertreten [...]
Ob vokal oder instrumental: Es ist kaum möglich, sich der Musik Rossinis, ihrer verführerischen Eleganz und Brillanz, ihrem Schmelz, ihrer Leichtigkeit und ihrem Gefühlsüberschwang zu entziehen [...]
Was der Dirigent Jean-Jacques Kantorow und sein Sohn Alexandre hier aus Camille Saint-Saëns letzten drei Klavierkonzerten herausholen, kann den Hörer nur in absolutes Staunen versetzen. Mit größter Sorgfalt arbeiten die beiden Künstler – jenseits aller nur vermeintlichen Oberflächlichkeit – die manchmal unmittelbar erfassbare (5. Konzert) wie auch teilweise durchaus elaborierte Form (4. Konzert) dieser heute völlig zu Unrecht eher selten aufgeführten Klavierkonzerte heraus. Alexandre Kantorows klangliche Präzision, Vielseitigkeit und sein schnelles Umschaltvermögen zwischen höchst unterschiedlichen Texturen ist großartig; auch das Orchester setzt die einfallsreiche Instrumentierung mit kongenialer Farbenpracht um. Derart ernst genommen, erscheinen die Werke heute überzeugender denn je – diese CD ist eine Referenzeinspielung.
Klassik-Heute-Autor Peter Cossé, der hochgeachtete, leider im Dezember 2017 plötzlich verstorbene Kritikerkollege, besprach die ersten beiden Folgen dieser Integrale von Domenico Scarlattis 555 Claviersonaten [...]
Sonata D 960 • Drei Klavierstücke D 946 • Moments Musicaux D 780
CAvi-music 8553107
2 CD • 61min • 2018, 2019
31.10.2019 • 10 10 10
Trauer! Trauer in den Werken, Trauer um den frühen Tod einer Ausnahmepianistin. Feinfühliger und schmerzvoller hat bisher niemand diese vielgespielten Werke interpretiert. Wer gerade über den Sinn des Lebens meditiert, lausche aufmerksam diese Aufnahme.
Vielen mehrsätzigen Meisterwerke der Geschichte ergeht es so: Da verfügt ein bestimmter Satz über eine überaus hitverdächtige Melodie. Also löst er sich in der allgemeinen Wahrnehmung aus dem sinfonischen Gefüge oder dem Zusammenhang einer Sonate [...]
Am 25. August wäre der in Illinois geborene Gordon Sherwood 90 Jahre alt geworden. Der einstige Student von Philipp Jarnach, Aaron Copland und Goffredo Petrassi wurde in späten Jahren hierzulande populär durch den berührenden Dokumentationsfilm ‚Der Bettler von Paris‘, der den einmaligen Lebensstil des komponierenden Weltenbummlers nachzeichnet [...]
Mit der aktuellen britischen Fernsehserie gleichen Titels nach Erzählungen Philipp K. Dicks hat die Oper „Electric Dreams“, mit der Matthew Shlomowitz vor anderthalb Jahren den Opernwettbewerb des Landes Steiermark gewann, nichts zu tun. [...]
Carl Stamitz wurde – nachdem er seinen Vater Johann bereits mit 12 Jahren verloren hatte – durch dessen Mannheimer Kollegen Ignaz Holzbauer, Christian Cannabich und Franz Xaver Richter als Geiger, Bratscher und Komponist ausgebildet [...]
Der Bariton Christian Immler ist einer der großen Lied-Interpreten unserer Zeit, scheint mir aber in der öffentlichen Wahrnehmung noch immer deutlich unterbewertet. Das zeigt sich auch daran, dass seine bisherigen Recitals nicht bei den marktführenden Firmen produziert wurden, sondern bei dem kleinen ambitionierten Label Avi-music. Seine originellen, stets Sinn stiftenden Programme und seine große stilistische Bandbreite überzeugen mich ebenso wie seine technische Souveränität und analytische Schärfe.
Ich gestehe, dass ich dem Klaviertrio op. 50 von Peter Tschaikowsky nie sonderlich viel abgewinnen konnte. Die vorliegende Aufnahme bot also Anlass, eigene Vorurteile erneut zu überprüfen und zu reflektieren, wie dieses Verdikt entstanden sein könnte [...]
Die dreistimmige Sonate, bestehend aus 1. und 2. Stimme sowie Basso continuo, wurde unter dem Namen „Triosonate“ oder schlicht „Trio“ zu einer der bestimmenden Formen der spätbarocken europäischen Musik [...]
Das in Frankreich beheimatete Trio Karénine wurde in Deutschland vor allem durch einen zweiten Preis beim ARD-Musikwettbewerb 2013 – ein erster wurde damals nicht vergeben – bekannt und hat bereits mehrere hochrangige CDs veröffentlicht [...]
Die Gambe mit ihrem vornehm näselnden Klang war ein Lieblingsinstrument der Streicherkammermusik im 17. und der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, dann musste sie dem Violoncello Platz machen. Dank der historisch informierten Aufführungspraxis kam das wunderbare Instrument wieder ins Bewusstsein von Musikern und Publikum – Juliane Laake und ihr Ensemble Art d’Echo verbreiten mit Musik dreier bedeutender deutscher Meister der Gambe aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhundert Wohlklang und reines Hörvergnügen.
Zur Zeit der Sowjetunion entstanden dort etliche Zyklen von Préludes oder auch – in Anknüpfung an Bachs Wohltemperiertes Klavier – Präludien und Fugen durch sämtliche Dur- und Molltonarten; beides findet sich etwa bei Schostakowitsch. Der georgische Komponist Sulchan Zinzadse (1925-1991) – hierzulande noch am ehesten durch seine Streichquartette bekannt – folgt in seinen 24 Préludes von 1971 mehr Chopin. Inga Fiolia lässt sich nicht durch den motorischen, fast rockigen Groove einiger der Stücke treiben, sondern überzeugt dank makelloser Technik durch klangliche Finesse bis ins Detail. Ihr gelingen die brillanten wie auch die melancholischen Momente gleichermaßen; die insgesamt zyklische Struktur wird ebenso deutlich. So erleben Zinzadses Préludes eine ihnen angemessene Aufwertung – die Einspielung erfreut auf ganzer Linie!
Den jungen, in Paris lebenden italienischen Pianisten Andrea Vivanet kenne ich bereits von einer im vergangenen Jahr erschienenen, hervorragenden CD des kanadischen Labels Centaur, wo er Bartók und Mussorgskys ‚Bilder einer Ausstellung‘ aufgenommen hat – leider ist diese CD in Deutschland bisher nicht veröffentlicht worden [...]
Das Saxofon ist bekanntlich stark auf seine solistische Rolle hin konnotiert – und dennoch werden Saxofonensembles immer beliebter! Kein Wunder, denn dieses vergleichsweise junge Instrument ist doch durch seine verschiedenen Varianten und Tonlagen ein ausgesprochenes Familienwesen [...]
Die Litauerin Mirga Grazinyte-Tyla, seit 1976 in der Nachfolge von Simon Rattle, Sakari Oramo und Andris Nelsons Chefdirigentin des City of Birmingham Symphony Orchestra, hat sich für ihr Debütalbum bei der Deutschen Grammophon ein höchst außergewöhnliches Programm ausgesucht [...]
Der Klang ist zum dahinschmelzen! Spätestens wenn das Ensemble Esperanza am Ende dieser CD das hinreichend bekannte "Adagio" von Samuel Barber intoniert, dann sollte es um jeden Hörer geschehen sein [...]
Es ist ein Hörvergnügen, das eine starke Stereoanlage braucht: Wie Christian Schmitt die Cavaillé-Coll-Orgel von Saint-Ouen in Rouen zum brausenden Klingen bringt, ist spektakulär. All die potente Klangsinnlichkeit der Orgel-Sinfonien von Charles Widor lässt Schmitt hier aufglühen, alle rhythmische Energie der Orgel bringt er ins Schwingen.
Heinz Winbeck verweigerte sich dem großen Medienrummel und Festivalzirkus, denn wohlfeile Vermarktung war seine Sache nicht. Das künstlerische Anliegen des in der Nähe von Regensburg lebenden und im März dieses Jahres verstorbenen Komponisten hat schon etwas von einer tiefen Reinheit [...]
Wie viele Rundfunkhörer und Konzertbesucher mögen wohl bereits ehrfürchtig darüber gestaunt haben, dass Mozart sein berühmtes Klarinettenkonzert gleichsam als erstes Werk dieser Gattung voraussetzungslos erschaffen konnte [...]
Selten bis nie hört man Mozart-Arien so reich an Gefühl, so reich an Empfindungen, so kontrolliert und so variabel in der Tongestaltung, so reich an Stimmfarben, die sich innerhalb einer Arie je nach Textaussage wandeln, so textdeutend genau und gleichzeitig so voller lebensbejahender Lebendigkeit, dazu ein zauberhaftes Timbre mit unangestrengter Stimmführung. „Jede Mozart-Oper ist“, so konstatiert Joachim Kaiser, „ein spezifischer Kosmos. Die Figuren stiften diesen Kosmos…durch ihr So-Sein und So-Singen mit.“ Und Daniel Behle ist beim Erschöpfen dieses Kosmos bestens beteiligt. Mozart at it’s best!