Was diese Produktion der beiden letzten Violinsonaten Beethovens so faszinierend macht, ist, wie komplett unterschiedlich die Werke hier durchlebt werden. Zwar bleiben sich sowohl der auf dem Schallplattenmarkt bereits bestens eingeführte junge Salzburger Geiger Thomas Albertus Irnberger als auch [...]
CDs der Woche der zurückliegenden Jahre:
cpo 777 475-2
1 CD • 79min • 2009
05.01.2015 • 10 10 10
Man sagt es ja aus Respekt vor Joseph Haydn nicht leichtfertig, aber es gab zu seinen Lebzeiten tatsächlich Komponisten, von denen einzelne Werke dem Niveau nach mit denen des klassischen Übervaters vergleichbar waren. Bevor Johann Baptist Vanhal (1739 – 1813) sich in den 1780er Jahren von den [...]
Was diese Produktion der beiden letzten Violinsonaten Beethovens so faszinierend macht, ist, wie komplett unterschiedlich die Werke hier durchlebt werden. Zwar bleiben sich sowohl der auf dem Schallplattenmarkt bereits bestens eingeführte junge Salzburger Geiger Thomas Albertus Irnberger als auch [...]
Auf der ersten Innenseite des Beiheftes sehen wir sie alle an einem Tisch, die Herren Professoren, die Ende des 19. Jahrhunderts dem Musikalischen Senat der Kgl. Akademie der Künste in Berlin angehörten, und gleich wünschte man sich, es platzte in diese würdige Runde, aus deren Vollbärten die [...]
Es gibt wohl kaum ein anderes Land auf dieser Erde, in dem Musik ein derart unverzichtbarer Bestandteil der Alltagskultur, ein derart unverzichtbares Lebensmittel ist; kaum ein Land, in dem jede Region, ja fast sogar jede Stadt ihren eigenen Sound, ihre eigene musikalische Tradition hat; kaum ein Land, in dem Musik von solch außerordentlicher Vielfalt und Schönheit anzutreffen ist. Und so war es nur eine Frage der Zeit, wann sich die Flötistin, Weltmusikerin und künstlerische Leiterin des Niederrhein-Musikfestivals Anette Maiburg im Rahmen ihrer bei MDG erscheinenden und hoch gelobten „Classica“-Reihe endlich den musikalischen Facetten Brasiliens annehmen würde. [...]
Es ist soweit! Grigory Sokolov ermöglicht, genauer: erlaubt es der Deutschen Grammophon, aus einem reichen Vorrat vorhandener Konzertmitschnitte auf angemessene, verantwortungsvolle Weise gleichsam aus dem Katalog zu schöpfen. Und man darf davon ausgehen, dass bei dieser von vielen Sokolov-Verehrern ersehnten Interessenfusion auch an kommende Aufzeichnungen gedacht ist. [...]
Ein Jahr nach Abschluss seiner monumentalen Gesamteinspielung der Kirchenkantaten Johann Sebastian Bachs legt Masaaki Suzuki jetzt Mozarts Requiem vor und kombiniert diese Komposition, die bekanntermaßen infolge von Mozarts Tod ein Fragment geblieben ist, mit einem Meisterwerk der geistlichen Musik aus der Salzburger Epoche des Komponisten: den Vesperae solennes de Confessore. [...]
Sollten unsere geehrten Damen und Herren Liedersänger – anstatt jahraus, jahrein immer dieselben Gesänge von Duparc, Fauré etc. abzuliefern – sich nicht einmal einem weniger bekannten Terrain französischer Liedkunst zuwenden? Zum Beispiel den Canzonen, Chansons und Liedern von Giacomo Meyerbeer? Sie würden es nicht bereuen, denn das sind wirkungsvolle Stücke, oft geradezu richtig zündend. [...]
Woran es auch liegen mag, an dem spanisch-lateinamerikanischen Repertoire zwischen Enrique Granados und Egberto Gismonti, an den vortrefflichen Bearbeitungen für Violoncello und Gitarre, an dem glutvollen Miteinander von Nadège Rochat und Rafael Aguirre, an der völligen Übereinstimmung der Cellistin und des Gitarristen in Sachen Klangfantasie, Temperament und makelloser Instrumentenbeherrschung, an der auch rein klangtechnisch einwandfreien Produktion oder an allem zusammen: „La vida breve“ ist eine musikalische Kostbarkeit, die man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte. [...]
Als Anhänger der historisch informierten Aufführungspraxis und Bewunderer solcher Künstler wie Christopher Hogwood und Sigiswald Kuijken bekennt der Rezensent über alle (vielleicht oft künstlich aufgerichteten) Grenzen und liebgewonnenen Klangbilder hinweg, dass dieser mit modernem Instrumentarium musizierten Aufnahme höchstes Lob gebührt! [...]
Dass durch die Kompositionen des wahren Kapellmeisters Johannes Kreisler nicht dieselben Geister spukten, die uns an seinem literarischen Werk faszinieren, ist eine längst bekannte Tatsache. Deshalb ist auch jedes Bemühen, so etwas wie die hübsche Es-Dur-Symphonie zu einer nicht vorhandenen Größe emporzustemmen, grundsätzlich zum Scheitern verurteilt, weil weder Substanz noch Diktion und Dimension darauf berechnet sind. [...]
Zwar haben die Violin-Klavier-Werke von Igor Strawinsky und Karol Szymanowski, die auf dieser CD versammelt sind, einiges gemeinsam: sie sind in den ersten Dezennien des 20. Jahrhunderts komponiert worden, sie greifen teilweise auf fremdes Material zurück und sind in enger Zusammenarbeit mit befreundeten Geigern entstanden – mit Samuel Dushkin bei Strawinsky, mit Pawel Kochanski bei Szymanowski. [...]
Sammlungen von Blumenliedern sind auf Tonträgern keine Seltenheit, aber das vorliegende Recital der englischen Sopranistin Carolyn Sampson und ihres Begleiters Joseph Middleton, der wohl Initiator des Programms war, fällt deutlich aus dem Rahmen des Gewohnten, da es sich nicht auf die bekannten Nummern stützt und in jedem der 24 Lieder einen ganz persönlichen Ton der Interpreten vermittelt. [...]
Bei Aufnahmen des Deutschen Requiems von Johannes Brahms herrscht wahrhaftig kein Mangel: das Werk ist in Dutzenden Einspielungen verewigt worden. Die interpretatorische Palette reicht von Furtwängler bis Harnoncourt – kann man noch etwas Neuartiges dazu beitragen? Roger Norringtons Wiedergabe beweist: man kann. [...]
Selbstverständlich bleibt eine ganze Menge auf der Strecke, wenn man die Violinsonaten op. 5, das kammermusikalische Hauptwerk Arcangelo Corellis, von der Violine auf die Blockflöte überträgt, und den, der die Stücke kennt, wird sicher irritieren, wie oft die Melodie aufgrund des eingeschränkten Tonumfangs in die Gegenrichtung springen muss [...]
Nach der Aufnahme der Sinfonien Nr. 4 und 5, die in ihrer unerhörten Transparenz als neue Referenz gelten darf, präsentieren Sakari Oramo und das Königliche Philharmonische Orchester Stockholm als zweiten Teil ihres Nielsen-Zyklus die Sinfonien Nr. 1 und 3. Auch hier wieder erfreut uns Oramo mit jener phänomenalen Durchsichtigkeit und federnden rhythmischen Leichtigkeit, die schon vor Jahren seine exzellenten Einspielungen von John Foulds oder Uuno Klami kennzeichnete. [...]
„Es müssen beim Gott des Klavierspiels nicht immer Ungarn sein, die Béla Bartóks Musik zutreffend, spannend und eigenwillig zu interpretieren vermögen!“. Mit diesem Statement darf es mir gestattet zu sein, mich einmal selbst zu zitieren, denn zu Andreas Bachs zweitem – und nun absolut gewichtigen und umfangreichen – Bartók-Anlauf wollte mir nach dem ersten Hören, genauer: schon nach den einleitenden Im Freien–Stücken genau dies einfallen. [...]
Johan Helmich Roman (1694-1758) – aufgrund seines umfassenden Œuvres und seines einflussreichen Wirkens in Schweden mit dem Titel „Vater der schwedischen Musik“ ausgezeichnet – war Sohn eines Musikers der schwedischen Hofkapelle. Mit ihr debütierte er als 7-jähriges Wunderkind auf der Geige und wurde mit 16 Jahren in dem königlichen Ensemble angestellt. [...]
Drei Hofcembalisten Friedrichs des Großen werden auf dieser CD porträtiert: Carl Philipp Emmanuel Bach, seit 1738 Mitglied der Musik am Rheinsberger Hof des Kronprinzen Friedrich, rückte nach dessen Thronbesteigung 1740 im folgenden Jahr zum Konzertcembalist der königlichen Hofkapelle auf. Bach blieb bis 1768 in Friedrichs Diensten, um dann als Cantor Johannei und Director Musices die Nachfolge seines Paten Georg Philipp Telemann in Hamburg anzutreten. [...]
Ob Antonin Dvořák an die Gnade des Vergessens glaubte, die Cyril Scott in seinem „Eingeweihten” einen Herrn des Karma loben ließ, entzieht sich meiner Kenntnis. Jedenfalls muß er, wie wir aus dem informativen Booklet der gegenwärtigen Produktion erfahren, fest darauf vertraut haben, dass sein 1870 verfaßtes e-Moll-Streichquartett völlig von der Bildfläche verschwinden werde, wenn er denn nur – wie drei Jahre später geschehen – die Partitur desselben vernichtete. [...]
Die rumänische Komponistin Violeta Dinescu wurde durch die Situation in ihrem Heimatland in zwiespältiger Weise geprägt: 1982 kehrte sie von einem Deutschland-Aufenthalt nicht mehr nach Rumänien zurück, da die Gegebenheiten durch die Ceaucescu-Diktatur unerträglich geworden waren. Eine profunde künstlerische Ausbildung hatte sie aber dennoch am Konservatorium von Bukarest erhalten. [...]
Ein Zitat aus dem Booklet-Text soll am Anfang dieser Rezension der CD "Luz de Iberia"mit dem Gitarren-Duo Joncol stehen: „Britta Schmitt und Carles Guisado bekennen sich klar zu Musik, die neben einer starken Rhythmik eine ausgeprägte Kantabilität auszeichnet; iberische Musik vereint diese.“ [...]
Als Johannes Brahms die beiden Quartette op. 51 komponierte, war er vierzig Jahre alt. Und auch 1875, bei der Arbeit an seinem Opus 67, war er noch weit von dem verwitterten, zerfurchten Baumbart entfernt, der uns mit poetischer Melancholie vom Cover der vorliegenden Neueinspielung entgegenschaut. Gleichwohl scheint mir das verklärte Konterfei gut gewählt für die Auffassung, die das Philharmonische Quartett Berlin im Umgang mit dieser Musik verrät. [...]
Eine erstaunliche, eine unglaubliche Frau und Sängerin: Diana Damrau, die immer höher in die Stratosphäre einer Alleskönnerin aufsteigt. Was hat uns diese Sängerin nicht schon alles geboten an Oper, Lied, Operette, Musical, Chanson, an Zeitgenössischem und Antiken? Und immer stimmlich brillant, im Vortrag interessant und intelligent. [...]
So gegensätzlich gerade Scriabins frühes Klavierkonzert von 1896 und Nikolai Medtners reifes 3. Klavierkonzert aus den 1940er Jahren sein mögen, die hier vorgelegte Kombination ist von überwältigender Wirkung, und beide Werke entfachen eine durchgehende Sogwirkung, die den Hörer auf einen ekstatischen Trip schickt. [...]
Seit nunmehr acht Jahren gibt es das NoiZ guitar duo, und die wechselseitige Vertrautheit ist der Griechin Dora Nakou und dem Spanier Pedro Izquierdo in jedem Moment dieses hervorragenden Albums anzuhören. Die beiden Gitarren der ehemaligen Salzburger Studienkollegen stimmen stets perfekt zusammen, dennoch sind sie auch als einzelne Instrumente wahrzunehmen. [...]
Beim Lucerne Festival in diesem Sommer kommt es zu einer reizvollen Konstellation. Am 1. September, bei einem Debüt-Konzert (eine Reihe, wo hoffnungsvolle Nachwuchstalente vorgestellt werden), tritt der Klarinettist Andreas Ottensamer im diskreten Rahmen des Casineums auf. Am gleichen Abend dann präsentiert sich der gleiche Musiker im imposanten KKL als Soloklarinettist der Berliner Philharmoniker unter Simon Rattle. Kurzum, der 26jährige Österreicher gehört zu den phänomenalen „rising stars“ unter den Instrumentalisten. [...]
„So frisch, so durchsichtig, so analytisch, so mitreißend, kurz: so spannend hat man Schumann noch nicht gehört.“ Zugegeben, der Schweizer Dirigent Simon Gaudenz – im Jahr 2009 mit der höchsten Auszeichnung für Dirigenten in Europa, mit dem Deutschen Dirigentenpreis ausgezeichnet – hat schon vielerorts für ausschließlich positive Schlagzeilen gesorgt, gerade in Bezug auf seine so frischen und transparenten Deutungen des klassischen und romantischen Repertoires vor dem Hintergrund der historisch informierten Aufführungspraxis. [...]
Auch wenn nicht jedes Detail unübertroffen sein mag, ist dieser neue Nielsen-Zyklus Sakari Oramos mit seinem Königlichen Philharmonischen Orchester Stockholm, der nun mit den Sinfonien Nr. 2 und 6 abgeschlossen vorliegt, das neue Maß aller Dinge in Sachen Carl Nielsen. [...]
Dies sei ein Vermächtnis des vor anderthalb Jahren verstorbenen Claudio Abbado heißt es im CD-Heft zur Einspielung der großen C-Dur-Sinfonie von Franz Schubert. Das stimmt – und doch auch wieder nicht ganz. Es ist keineswegs das letzte diskographische Zeugnis des Dirigenten und des Orchestra Mozart, aber es war damals im September 2011 Abbados letzte Auseinandersetzung mit der bedeutendsten Orchesterschöpfung der Frühromantikers. [...]
Mit CDs ist es manchmal wie mit Menschen: der erste Eindruck ist der entscheidende. Bereits nach wenigen Minuten wird klar, dass man es bei der Gesamteinspielung von Jean Sibelius’ Werken für Gemischten Chor mit Weltklasse-Vokalisten zu tun hat: Lupenreine Intonation, die Chorgruppen in sich stimmig und kompakt und sich doch zu einem harmonischen Gesamtklang vereinend, die Stimmen kraftvoll, jedoch selbst in extremen Lagen nie aufdringlich. [...]
Der dänische Gitarrist Peter Oldrup befindet sich auf einem guten Weg. Seine Spieltechnik ist über alle Zweifel erhaben, ebenso überzeugt seine klangliche Sensibilität und eine Spielhaltung, die sich nie aus der Ruhe bringen lässt. Und bei der Auswahl von geeignetem Repertoire für solche Qualitäten hat er auf seiner Debut-CD eine hervorragende Treffsicherheit bewiesen. [...]
Die drei Titelblätter der nunmehr offenbar abgeschlossenen Edition des Orgelwerks Anton Heillers (1923 – 1979) zeigen zunächst einen ernst dreinschauenden jungen Mann, dann einen Musiker in seiner Blütezeit mit aufmerksamem Blick, schließlich, in der nun vorgelegten dritten Folge, einen älteren Herren, dessen Gesichtsausdruck etwas gelassener geworden ist. [...]
Längst beschäftigt sich die Musikwissenschaft sowie eine entsprechend fundierte Praxis auch mit Phänomenen, die nicht zur Kunstmusik gehören oder aber an ihren Rändern stattfinden. Interessanter als die Forschung zur Pop-Musik ist hierbei diejenige zur Filmmusik, weil deren Komponisten sich einerseits an der klassischen Kunstmusik bedienen – oft auch unverschämt –, andererseits aber deren Stile oft sehr sicher beherrschen, weil sie in ihr ausgebildet wurden. [...]
Zu seiner Zeit war die kompositorische Größe von Michael Haydn (1737-1806) unangefochten, und auch die Nachwelt schätzte sein Œuvre hoch – gleichwohl blieb er irgendwie immer im Schatten seines genialen, fünf Jahre älteren Bruders Joseph Haydn. In den letzten Jahrzehnten gab es viele Versuche, Michael Haydns Musik gebührend zu würdigen; insbesondere seine kirchenmusikalischen und sinfonischen Werke erfuhren mehrere maßstabsetzende CD-Aufnahmen. [...]
Mit dem Aufleuchten des Sterns von Johann Sebastian Bach am Himmel der Musikgeschichte zu Beginn des 19. Jahrhunderts verblasste der seines Vorgängers Johann Kuhnau. Zu Lebzeiten war Bach zwar hochgeachtet, berühmter als er waren indes andere – Telemann und Graupner wären als wohlfeile Beispiele zu nennen, da 1722 der Leipziger Rat lieber einen dieser beiden in Kuhnaus Nachfolge berufen hätte. [...]
Aus den Archiven des Südwestrundfunks hat Hänssler Classic bereits viele Aufnahmen herausragender Musiker der Vergessenheit entrissen und in der "Archiv Reihe" veröffentlicht, so zum Beispiel von Ida Haendel, Johanna Martzy, Gezá Anda oder dem vorletztes Jahr verstorbenen János Starker. Die neueste Ausgrabung für diese historische Serie widmet sich dem polnisch-mexikanischen Geiger Henryk Szeryng, der zu Lebzeiten als einer der größten Virtuosen überhaupt galt, doch heute weit unbekannter ist als einige seiner damals vergleichbar populären Kollegen. [...]
Kaum ein zweites Werk der Musikgeschichte im weitesten Sinn wird mit einem Interpreten in Zusammenhang gehört und betrachtet wie Johann Sebastian Bachs Goldberg-Variationen. Es war zunächst die rasante, freche, manuell überragend gewandte Studio-Aufnahme mit Glenn Gould aus dem Jahr 1955, in den 80er-Jahren in verhalteneren Zeitmaßen von Gould gedoubelt und somit gleichsam einen musikalischen Lebensbogen von der Jugend bis ins leider nicht allzu hohe Alter schlagend. [...]
Lange Zeit kam der Freund des zyklopischen Œuvres Max Regers nicht an Rosalinde Haas' Gesamteinspielung der Orgelwerke vorbei, die sie in den 1980er Jahren auf 12 CDs bei MDG vorgelegt hatte. Derzeit wird diese zu Recht als Meilenstein bezeichnete Totale, die wegen ihrer Transparenz und klaren Disposition weiterhin ihre Meriten behält, sukzessive ergänzt durch gleich mehrere in Arbeit befindliche Projekte. [...]
Wenn doch das Protokoll für das obligatorische Klavier-Rezital nicht so starr wäre! Streng chronologisch zeigt Andrei Banciu mit fünf ausgewachsenen Werken auf einer mit 80 Minuten Spielzeit randvollen Produktion, dass er zwischen der Spätklassik Joseph Haydns und der Hochmoderne Leos Janáceks eine breite Palette von Stilarten beherrscht. [...]
Man kann sich kaum satthören an dieser CD! Zum einen weil die Musik von Heinrich Schütz, die mit ihrer einzigartigen Beziehung von Wort und Ton sowie der Verbindung von altem und neuem Stil Maßstäbe in der Kirchenmusik des Frühbarocks gesetzt hat, eine nicht versiegende Quelle der Erleuchtung und Inspiration ist. Schütz betreibt stets eine musikalische Exegese, die vom Wort ausgeht, und es durch die Musik in immer neuen Facetten auslegt und beleuchtet. [...]
Heinrich Ignaz Franz Biber, der zunächst in Kremsier, dann auch in Salzburg tätig war, galt als einer der hervorragendsten Geiger seiner Zeit. Sein Zyklus Rosenkranz-Sonaten (auch „Mysterium-Sonaten“ genannt) gehört zu den originellsten und eigenwilligsten Werken des Violin-Repertoires. Nicht nur, weil Biber in den einzelnen Sonaten („Fünfzehn Mysterien“) eine ungemein ausdrucksstarke musikalische „Illustration“ zur Lebens- und Leidensgeschichte von Maria und Jesus liefert, sondern weil er in jeder Sonate eine individuelle Skordatur, das heißt, eine spezifische Stimmung der vier Geigensaiten vorschreibt. [...]
Die Werke dieser CD wurden im November 2014 im Rahmen eines Konzerts zu Ehren des 2012 verstorbenen bedeutenden dänischen Komponisten Axel Borup-Jørgensen im Louisiana Museum of Modern Art in Humlebæk, nördlich von Kopenhagen aufgeführt. Neben Borup-Jørgensens eigenem, frühen Streichorchesterwerk Sommasvit von 1957 erklangen fünf Uraufführungen, die speziell für dieses Konzert (und die in der Folge produzierte CD) von ehemaligen Freunden und musikalischen Weggefährten geschrieben wurden. [...]
„Der bloße Unwille macht zwar Verse, aber nicht die besten,” konstatierte einst Jean Paul in seiner Vorschule der Ästhetik. Wut, Ärger, Hass, Groll und all die Zwischentöne dieser destruktiven Emotionen können als Dauerzustand nur in schöpferische Sackgassen führen, indessen sie sich beim Rezipienten rasch abnutzen.
Nach seiner zwei Jahre zurückliegenden und rundum überzeugenden Einspielung der Weber-, Mozart- und Hummel-Konzerte widmet sich Matthias Rácz nun dem 20. Jahrhundert
Die Musikgeschichte ist in ihrer Repertoireauswahl unerbittlich, häufig schreiend ungerecht. Ginge es nur nach dem heute noch überbewerteten Parameter des Fortschritts, müßte man der Musik von Robert Fuchs, zumindest seinem Spätwerk, hoffnungslose Rückwärtsgewandtheit attestieren.
Die Jahreszeiten sind ein emotionsbehaftetes Kontinuum. Da ist das Wunder über den Neubeginn, die Intensitität des Sommers, da nimmt im Herbst die Melancholie der Vergänglichkeit gefangen und der Winter hat seine stille Poesie.
Der zu seinen Lebzeiten von keinen geringeren als Joseph Haydn und Wolfgang Amadeus Mozart hochgeschätzte Franz Anton Hoffmeister ist beileibe kein Kleinmeister, dazu ist seine Musik auch viel zu gut, spannungsvoll und originell.
Dass sie das Werk eines erst zwölfjährigen Komponisten sind, hört man Felix Mendelssohn Bartholdys Streichersinfonien nicht an. Eher repräsentieren sie so etwas wie ein klassisches, mitunter klassizistisches Normalbild des historischen Komponierens der 1820er Jahre
Auf dem CD-Cover der mit „Giovincello“ betitelten Produktion (ital. für einen jungen sorglosen Kerl) springt ein junger Mann den Betrachter förmlich an.
„Vom Schlachtfeld zum Variété-Theater“. Treffender kann man das Programm der vorliegenden CD wohl kaum überschreiben. Natürlich denkt man dabei sofort an die beiden vom Jazz inspirierten und dabei so unterschiedlichen Klavierkonzerte Maurice Ravels;