Gut gespielt – wie hier –, entlassen uns diese beiden Klavierquartette keinen Moment aus dem Staunen und aus der Bewunderung [...]
CDs der Woche der zurückliegenden Jahre:
Ferdinand Ries
String Quartets Vol. 3
cpo 777 305-2
1 CD • 76min • 2016
07.01.2019 • 10 10 10
Nach längerer Pause widmet sich das Schuppanzigh-Quartett erneut drei Werken des wohl bedeutendsten Beethoven-Schülers, Ferdinand Ries. Um es gleich vorweg zu nehmen: Das Ergebnis ist grandios [...]
Seit 2016 sind die beiden in Detmold ausgebildeten Tonmeister Sebastian Paschen und Benjamin Reichert mit ihrem Label PASCHENrecords unterwegs, und sie haben bereits einen feinen, von mittelalterlicher bis zur Musik der Gegenwart breit sortierten Katalog vorgelegt [...]
Dieses Album, Beginn einer kleinen Kollektion, die jede der vier Brahms-Symphonien mit einer der reifen Dvořák-Symphonien kombinieren wird, ist schlicht so großartig gelungen, dass ich mich bei der Besprechung auf das Wesentliche beschränken möchte [...]
Unter Leitung Hannu Lintus präsentiert das Symphonieorchester des Finnischen Rundfunks auf der vorliegenden CD den Anfangs- und den Endpunkt im Symphonienschaffen Witold Lutoslawskis. [...]
Eigentlich ist Wilhelm Stenhammar kein typischer Spät- oder Nachromantiker, denn seine Musik hat zwar romantische Anmutung und Atmosphäre, doch ihr Kern ist klassisch und ihr Glanz barock [...]
Mit James MacMillan (Jg. 1959) und Julian Anderson (Jg. 1967) gibt es derzeit zwei britische Komponisten, die zweifellos ebenso herausragende Größen darstellen wie Benjamin Britten bzw. Peter Maxwell Davies und Harrison Birtwistle in ihrer jeweiligen Generation [...]
Es gibt Beethoven-Einspielungen, die folgen einer erkennbaren Idee oder gar inneren Logik. Aber auch solche, deren Programme völlig beliebig und mit unnötigen Füllnummern angereichert zu sein scheinen [...]
Kalevi Aho zählt zu den glücklichen Komponisten, deren Gesamtwerk zu Lebzeiten komplett auf Tonträger veröffentlicht werden könnte – falls demnächst mal jemand auf die grandiose Idee kommen sollte, endlich auch mit seinen Opern zu beginnen [...]
Nur wenigen Interpreten vermögen diese 80-minütige „Monstre-Passacaille“ so stringent zu gestalten, dass der Hörer nicht in Gedanken abschweift, was möglicherweise sogar vom Komponisten – so man denn Forkels Goldberg-Anekdote Glauben schenken will – als Mittel gegen die Schlaflosigkeit des Grafen Keyserlingk beabsichtigt war. Anne-Catherine Bucher gelingt dieses Kunststück.
Ein neuer Pianisten-Stern am Bach-Himmel, von einem Marktführer präsentiert, der künstlerisch schon lange nicht mehr verlässlich ist, sondern uns hemmungslos Max Richter und Konsorten aufdrängt – da ist Skepsis angesagt [...]
Ob vokal oder instrumental: Es ist kaum möglich, sich der Musik Rossinis, ihrer verführerischen Eleganz und Brillanz, ihrem Schmelz, ihrer Leichtigkeit und ihrem Gefühlsüberschwang zu entziehen [...]
Der 37. Band von Miklos Spányis Gesamteinspielung der Solo-Claviermusik von Carl Philipp Emanuel Bach (1714-1788) ist in sich selbst eine Premiere: Spányi hatte bisher Clavichord und Tangenten- oder Hammerflügel, die Instrumente des emotionalen Aufbruchs im musikalischen Sturm und Drang verwendet [...]
Mit dem Thema aus der Marsaillaise trumpfen die Janoska-Brüder gleich am Anfang ihrer aktuellen zweiten Platte auf. Geht es doch um nichts weniger, als das erklärte Ziel, die klassische Musik zu revolutionieren, ebenso darum, einmal mehr den Ruf als Österreichs „Klassik-Kultband Nr.1“ zu bekräftigen [...]
Nach der himmelstürmend-fulminanten "Johannespassion" und dem turbulent-freudigen "Weihnachtsoratorium" legt Ralf Otto mit dem Bachchor und Bachorchester Mainz nun Bachs "Matthäuspassion" vor – und wieder ist es eine tief beeindruckende Aufnahme [...]
Zeitgenössische Musik überwindet spielend geografische, politische und kulturelle Grenzen, weil die Protagonisten untereinander Kontakte pflegen, sich vernetzen. Zugleich spiegelt das Schaffen der zahllosen Gegenwartskomponisten auch immer regionale Kulturen wieder. [...]
Vielen mehrsätzigen Meisterwerke der Geschichte ergeht es so: Da verfügt ein bestimmter Satz über eine überaus hitverdächtige Melodie. Also löst er sich in der allgemeinen Wahrnehmung aus dem sinfonischen Gefüge oder dem Zusammenhang einer Sonate [...]
Joseph Haydns Konzerte für Soloinstrumente und Orchester stehen zumeist im Schatten seiner Symphonien und Chorwerke. Neben dem D-Dur Klavierkonzert haben sich nur die beiden Cellokonzerte im Repertoire halten können [...]
Erst nach seiner Emigration 1933 nach Palästina änderte der gebürtige Münchner Paul Frankenburger – der nach seinem Studium Assistent von Bruno Walter und später 1. Kapellmeister in Augsburg gewesen war – seinen Nachnamen in Ben-Haim [...]
Hans Erich Apostel (1901-1972) stammte aus Karlsruhe und war ab 1921 Schüler Arnold Schönbergs; 1925 begann eine enge Verbindung zu Alban Berg bis zu dessen Tod. Ebenso wichtig für seine künstlerische Entwicklung und Ästhetik war die Freundschaft mit bildenden Künstlern wie Oskar Kokoschka, Alfred Kubin und Emil Nolde [...]
Der Bariton Christian Immler ist einer der großen Lied-Interpreten unserer Zeit, scheint mir aber in der öffentlichen Wahrnehmung noch immer deutlich unterbewertet. Das zeigt sich auch daran, dass seine bisherigen Recitals nicht bei den marktführenden Firmen produziert wurden, sondern bei dem kleinen ambitionierten Label Avi-music. Seine originellen, stets Sinn stiftenden Programme und seine große stilistische Bandbreite überzeugen mich ebenso wie seine technische Souveränität und analytische Schärfe.
Dieses Recital ist das Ergebnis einer längerfristigen Beschäftigung des Baritons Christian Immler mit Liedern emigrierter jüdischer Komponisten, die überwiegend aus Österreich kamen und im fin-de-siècle [...]
Die Figur der Lilith wurde von der christlichen Lehre geflissentlich ignoriert: Es ist die Dritte im Bunde neben Adam und Eva – und eigentlich die empanzipierteste Figur! Sie ist eben nicht aus einer Rippe des Mannes erschaffen, sondern ein eigenes Geschöpf [...]
Die Gambe mit ihrem vornehm näselnden Klang war ein Lieblingsinstrument der Streicherkammermusik im 17. und der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, dann musste sie dem Violoncello Platz machen. Dank der historisch informierten Aufführungspraxis kam das wunderbare Instrument wieder ins Bewusstsein von Musikern und Publikum – Juliane Laake und ihr Ensemble Art d’Echo verbreiten mit Musik dreier bedeutender deutscher Meister der Gambe aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhundert Wohlklang und reines Hörvergnügen.
Zur Zeit der Sowjetunion entstanden dort etliche Zyklen von Préludes oder auch – in Anknüpfung an Bachs Wohltemperiertes Klavier – Präludien und Fugen durch sämtliche Dur- und Molltonarten; beides findet sich etwa bei Schostakowitsch. Der georgische Komponist Sulchan Zinzadse (1925-1991) – hierzulande noch am ehesten durch seine Streichquartette bekannt – folgt in seinen 24 Préludes von 1971 mehr Chopin. Inga Fiolia lässt sich nicht durch den motorischen, fast rockigen Groove einiger der Stücke treiben, sondern überzeugt dank makelloser Technik durch klangliche Finesse bis ins Detail. Ihr gelingen die brillanten wie auch die melancholischen Momente gleichermaßen; die insgesamt zyklische Struktur wird ebenso deutlich. So erleben Zinzadses Préludes eine ihnen angemessene Aufwertung – die Einspielung erfreut auf ganzer Linie!
Mit knapp 42 Minuten ist dieses neue Album des Wiener Lautenisten Bernhard Hofstötter recht kurz geraten. Man merkt: Das Label TYXart setzt demonstrativ auf Qualität statt Masse [...]
John Storgårds, den wir auf Tonträger in den letzten Jahren mit recht vorzüglichen Symphoniezyklen bewundern durften präsentiert uns hier eine Überraschung…[...]
Die vorliegende CD mit Orchesterwerken von Alberto Nepomuceno (1864-1920) markiert den Beginn der neuen Reihe „The Music of Brazil“, die Naxos in Zusammenarbeit mit dem brasilianischen Außenministerium plant [...]
Was der Dirigent Jean-Jacques Kantorow und sein Sohn Alexandre hier aus Camille Saint-Saëns letzten drei Klavierkonzerten herausholen, kann den Hörer nur in absolutes Staunen versetzen. Mit größter Sorgfalt arbeiten die beiden Künstler – jenseits aller nur vermeintlichen Oberflächlichkeit – die manchmal unmittelbar erfassbare (5. Konzert) wie auch teilweise durchaus elaborierte Form (4. Konzert) dieser heute völlig zu Unrecht eher selten aufgeführten Klavierkonzerte heraus. Alexandre Kantorows klangliche Präzision, Vielseitigkeit und sein schnelles Umschaltvermögen zwischen höchst unterschiedlichen Texturen ist großartig; auch das Orchester setzt die einfallsreiche Instrumentierung mit kongenialer Farbenpracht um. Derart ernst genommen, erscheinen die Werke heute überzeugender denn je – diese CD ist eine Referenzeinspielung.
Die Litauerin Mirga Grazinyte-Tyla, seit 1976 in der Nachfolge von Simon Rattle, Sakari Oramo und Andris Nelsons Chefdirigentin des City of Birmingham Symphony Orchestra, hat sich für ihr Debütalbum bei der Deutschen Grammophon ein höchst außergewöhnliches Programm ausgesucht [...]
Im Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit gilt Josef Haydn als der Schöpfer der klassischen Sinfonie. Das ist jedoch in dieser Form nicht korrekt, da deren Ursprünge in die Jahre um 1730 fallen [...]
Man darf sich mit Fug und Recht fragen, warum Béla Bartóks Ballett "Der holzgeschnitzte Prinz" bislang weder auf den Konzertpodien noch auf dem Tonträgermarkt so recht reüssieren konnte [...]
Die CD ist „Latin & Soul“ betitelt – südmerikanisches Flair und heiße Rhythmen verheißt das. Und ein außergewöhnliches Programm, denn der junge brasilianische Pianist Fabio Martino hat einen spannenden Querschnitt mit Werken seines Heimatkontinents zusammengestellt [...]
Die dreistimmige Sonate, bestehend aus 1. und 2. Stimme sowie Basso continuo, wurde unter dem Namen „Triosonate“ oder schlicht „Trio“ zu einer der bestimmenden Formen der spätbarocken europäischen Musik [...]
Der Musik von George Ivanovitch Gurdjieff (1866-1949) eilt der Ruf des Mystischen, Transzendenten voraus. Kein Wunder, war der Kaukasier doch einer der bedeutendsten spirituellen Meister des vergangenen Jahrhunderts [...]
Die zweite Folge der Brahms- Dvořák-Symphonien-Kopplung der Bamberger Symphoniker unter ihrem Chefdirigenten Jakub Hrůša lässt eigentlich keine Zweifel offen, was als Nächstes kommt: man lässt die Uhren parellel rückwärts laufen [...]
Das Kopenhagener Trio con Brio macht auf seiner neuesten CD-Veröffentlichung einmal mehr seinem Namen alle Ehre. Was hätte man auch anderes von diesem hochmotivierten, vor 22 Jahren gegründeten Ensemble erwartet? [...]
Cipriano de Rore (1515/16-1565), einer der bedeutendsten Komponisten der Renaissance, ist im heutigen Tonträgerangebot gerade einmal mit einem knappen Dutzend Aufnahmen vertreten [...]
Die Harfe ist eines der ältesten Instrumente der Menschheit: Bereits um etwa 3000 v. Chr. ist sie in Mesopotamien und Ägypten belegt. In der Bibel ist sie das Instrument des Königs David; sie spielt in der Antike – besonders im Orient – eine wichtige Rolle, steht aber auch in der europäischen Musik des Mittelalters in Ehren [...]
Mit japanischen Chorkompositionen der Nachkriegszeit, in denen sich japanische Traditionen mit Techniken der europäischen Avantgarde verbinden, führt uns das SWR Vokalensemble Stuttgart in eine noch weitgehend unbekannte, aber faszinierende Klangwelt [...]
In seinen Intermezzi spricht Brahms mit und zu sich selbst. Evgeni Koroliov hat sich in diese „Selbstgespräche“ versenkt, mit einer Hingabe ohnegleichen, mit fast meditativer Einverleibung dieser Musikstücke und gleichzeitig mit hellwacher Konzentration, vor allem aber mit einer unerhörten Nuncierung der Anschlagkunst. Gedankentiefe verbindet er mit Oberflächenglanz. So erscheinen diese Intermezzi nicht nur als „Wiegenlieder meiner Schmerzen“, wie Brahms selber eins dieser Intermezzi beschreibt, sondern auch als „Wiegenlieder seiner Freuden“, stiller, aber unendlich tiefer Freuden.
Am 25. August wäre der in Illinois geborene Gordon Sherwood 90 Jahre alt geworden. Der einstige Student von Philipp Jarnach, Aaron Copland und Goffredo Petrassi wurde in späten Jahren hierzulande populär durch den berührenden Dokumentationsfilm ‚Der Bettler von Paris‘, der den einmaligen Lebensstil des komponierenden Weltenbummlers nachzeichnet [...]
Der deutsche Lautenist Johann Hieronymus Kapsberger (ca. 1580-1651) erntete Ruhm in Italien, das zu seinen Lebzeiten als das Mutterland der Musik gelten konnte. Er wirkte am päpstlichen Hof in Rom, und „Il tedesco della tiorba“ – der Deutsche der Theorbe – war sein Ehrentitel zu dieser Zeit. „Der Schwede der Theorbe“ wäre eine passende Bezeichnung für Jonas Nordberg, der auf dieser SACD Kapsbergers technisch durchaus verzwickte Musik in technischer Perfektion und mit hörbarer Begeisterung vorträgt.
Den jungen, in Paris lebenden italienischen Pianisten Andrea Vivanet kenne ich bereits von einer im vergangenen Jahr erschienenen, hervorragenden CD des kanadischen Labels Centaur, wo er Bartók und Mussorgskys ‚Bilder einer Ausstellung‘ aufgenommen hat – leider ist diese CD in Deutschland bisher nicht veröffentlicht worden [...]
Selten bis nie hört man Mozart-Arien so reich an Gefühl, so reich an Empfindungen, so kontrolliert und so variabel in der Tongestaltung, so reich an Stimmfarben, die sich innerhalb einer Arie je nach Textaussage wandeln, so textdeutend genau und gleichzeitig so voller lebensbejahender Lebendigkeit, dazu ein zauberhaftes Timbre mit unangestrengter Stimmführung. „Jede Mozart-Oper ist“, so konstatiert Joachim Kaiser, „ein spezifischer Kosmos. Die Figuren stiften diesen Kosmos…durch ihr So-Sein und So-Singen mit.“ Und Daniel Behle ist beim Erschöpfen dieses Kosmos bestens beteiligt. Mozart at it’s best!
Die Bevölkerung des Baltikums soll ein sangesfreudiges Völkchen sein, so wird es gemeinhin kolportiert. Kein Wunder also, dass auch die Chorkultur dort weit verbreitet und auf einem hohen Niveau angesiedelt ist [...]
Bach, Liszt, Schumann. Eine Klavier-CD wie viele, könnte man jedenfalls meinen. Doch die Bonner Pianistin Jamina Gerl hat ein auf den ersten Blick zwar unspektakuläres, dafür aber äußerst interessantes und beziehungsreiches Programm aufgenommen. [...]
Haydns "Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuz" gehören zu den außergewöhnlichsten Werken der geistlichen Musik. Haydn selbst schilderte seinem Biographen Griesinger zu Anfang des 19. Jahrhunderts die Entstehungsgeschichte der 1786 in Auftrag gegebenen Komposition [...]
Das in Frankreich beheimatete Trio Karénine wurde in Deutschland vor allem durch einen zweiten Preis beim ARD-Musikwettbewerb 2013 – ein erster wurde damals nicht vergeben – bekannt und hat bereits mehrere hochrangige CDs veröffentlicht [...]