Der italienische Komponist und Geigenvirtuose Giovanni Battista Viotti hat der Entwicklung des Violinkonzerts und des solistischen Violinspiels entscheidende Impulse gegeben und gilt in dieser Hinsicht auch als Wegbereiter für Solisten und Komponisten der nachfolgenden Generationen. Er wurde am 12. Mai 1755 in Fontanetto da Po geboren. Von seinem Vater, einem Hufschmied, bekam er eine kleine Geige geschenkt und erregte bereits als Achtjähriger mit seinem Spiel darauf besondere Aufmerksamkeit. Nach dem Tod seiner Mutter 1766 übernahm eine Adelsfamilie die Ausbildung des talentierten Jungen bei Gaetano Pugnani in Turin. Schließlich erhielt er eine Anstellung in der Königlichen Kapelle in Turin. Diese gab er 1780 jedoch auf, um mit seinem Lehrer Pugnani auf eine ausgedehnte Konzerttournee zu gehen, die ihn nach Deutschland, Russland, England und Frankreich führte. 1782 trennte er sich von Pugnani und ließ sich in Paris nieder, wo er erfolgreich in den berühmten „Concerts spirituels“ auftrat und ein Jahr später zum Hofsolisten der Königin Marie Antoinette avancierte. Im Zuge der französischen Revolution musste er 1792 aufgrund seiner Nähe zum französischen Königshaus Frankreich verlassen und begab sich nach London. Hier konnte er sich mit seinen Violinkonzerten einen Namen machen, u.a. konzertierte er 1795 zusammen mit Joseph Haydn. 1797 wurde er sogar zum „leader of the band and director of the orchestra“ am King’s Theatre und war auch Mitbegründer der Royal Philharmonic Society. 1798 musste Viotti jedoch wieder aus politischen Gründen das Land verlassen. Er verbrachte drei Jahre auf dem Landgut Friedrichshulde bei Hamburg, ehe er wieder nach London zurückkehrte. Zunächst lebte er dort jedoch vorsichtshalber incognito und gab keine öffentlichen Auftritte. Stattdessen suchte er andere Einnahmequelle in der Beteiligung an einem Weinhandel. Nachdem sich die Wogen wieder geglättet hatten, erhielt er 1811 sogar die englische Staatsbürgerschaft. Das Geschäft mit dem Weinhandel endete jedoch in einem Bankrott mit riesigen Schulden. Um diesen Schuldenberg abzubauen, begab sich Viotti 1818 erneut nach Paris, wo er Leiter der Pariser Oper und des italienischen Theaters wurde. Als der Duc de Berry 1820 im Opernsaal ermordet wurde, wurde Viotti allerdings erneut Opfer politischer Anschuldigungen und Ränkespiele und kehrte nach London zurück, wo er am 3. März 1824 völlig überschuldet starb. Als künstlerisches Erbe hinterließ Viotti jedoch 29 Violinkonzerte, 10 Klavierkonzerte und zwei Symphonies concertantes für 2 Violinen und Orchester, auf das nicht zuletzt auch Ludwig van Beethoven zurückgegriffen hat, der Viottis Konzerte sehr genau kannte. Viottis Violinkonzerte waren in ganz Europa anerkannt und galten seinerzeit als Standardwerke.
Gabriel Fauré, der „französische Schumann“ wie er auch genannt wird, wurde als jüngster Sohn von sechs Kindern eines Schulleiters am 12. Mai 1845 in Pamiers geboren. Bereits mit zehn Jahren ging er nach Paris, um Kirchenmusiker zu werden. Dort war er von 1854 bis 1965 Schüler des zehn Jahre älteren Camille Saint-Saëns. Zwischen beiden entwickelte sich eine Freundschaft, die ein Leben lang hielt. 1866 wurde Fauré Organist in Rennes. Hier entstanden seine ersten Kompositionen. 1870 trat er eine Organistenstelle in Paris an. Für seinen Unterhalt schrieb er zusätzlich Kritiken im Figaro. Mit seiner ersten Sonate für Klavier und Violine (A-Dur op. 13, bis heute sein meistgespieltes Werk) bescheinigte ihm Camille Saint-Saëns, dass er sich damit in die Riege der Meister komponiert habe. 1877 wurde er Kapellmeister an der Madeleine, 1896 Kompositionsprofessor am Konservatorium, bis er 1905 in der Nachfolge von Jules Massenet Direktor des Konservatoriums und Mitglied der Akademie wurde. Dies rief einen handfesten Skandal hervor, da er dort nicht studiert hatte. Diese Stellung, die er bis 1920 innehatte, ermöglichte ihm freies Schaffen als Komponist. Zu seinen Schülern zählten Nadia Boulanger, George Enescu, Reynaldo Hahn, Charles Koechlin und Maurice Ravel, auf die er großen Einfluss ausübte. Ab 1903 war er schwer gehörleidend, später ertaubte er völlig. Fauré gehört zu den Nachfolgern César Francks. Sein Schaffen umfasst sämtliche Gebiete der Musik: die Opern Prométhé (1900) und Pénélope (1913), Schauspielmusik (u.a. zu Maeterlincks Pelleas und Melisande 1898), Orchesterwerke (Ballade für Klavier und Orchester 1881, Suite Bergamasque 1919), Kammermusik (u.a. die 2. Violinsonate e-Moll 1916, Quintette), Klavierkompositionen, Kirchenmusik (u.a. Requiem 1888/1899), Chorwerke (Die Geburt der Venus 1882) sowie zahlreiche Lieder, in denen er für Frankreich neue Wege einschlug. Er gilt gewissermaßen als Vorläufer des französischen Impressionismus. Gabriel Fauré starb am 4. November 1924 in Paris an einer Lungenentzündung.
Der amerikanische Pianist Keith Jarrett ist einer der erfolgreichsten Musiker, der zu Beginn seiner Karriere in den 1970er Jahren durch seine Solokonzerte, die z.T. Kultstatus erreichten, berühmt wurde. Seine Improvisationstechnik hatte im Jazzsektor stilprägende Auswirkungen. Die frühen Konzerte waren einzigartig durch ihre ausufernde Soloimprovisationen und sind in ungewöhnlich umfangreichen Livemitschnitten bestens dokumentiert. Sein legendäres „Köln-Concert“ (1975) erhielt den Preis der Deutschen Phono-Akademie und gehörte zum unverzichtbaren Bestandteil jeder anspruchsvollen Plattensammlung. Keith Jarrett wurde am 8. Mai 1945 in Allentown, Pennsylvania, geboren. Er hat vier jüngere Brüder, von denen zwei ebenfalls Musiker sind. Den ersten Klavierunterricht erhielt Keith mit drei Jahren, seine ersten öffentlichen Konzerte gab er bereits mit sieben Jahren. Er hätte in Paris bei Nadia Boulanger studieren können, was er jedoch nicht wollte. Er absolvierte ein Jahr am Berklee College of Music in Boston, brach das Studium aber ab und schlug sich als Barpianist durch. Ab 1963 spielte er mit Art Blakey zusammen, ab 1966 spielte er in der Band von Charles Lloyd und kam so zu Auftritten beim Monterey Jazz Festival. Mitte 1968 gründete er zusammen mit Charlie Haden und Paul Motian ein eigenes Jazztrio. International bekannt wurde Jarrett schließlich als E-Pianist unter Miles Davis 1969. Ab 1971 trat er als Solist auf und spielte die ersten Schallplatten ein. Rund 50 Solokonzerte absolvierte er bis 1975, darunter die berühmten Konzerte Bremen/Lausanne (1974) und Köln (1975). Mehr und mehr begann Keith Jarrett, sich auch für Klassik und für Instrumente zu interessieren, die nicht zu üblichen Jazzbesetzungen gehörten. Kompositionen von ihm (Luminessence 1974, Arbour Zena 1975, Ritual 1977, The Celestial Hawk 1980) erschienen bei ECM. Er begann, sich auch mit dem Clavichord und dem Cembalo zu beschäftigen und erntete für seine Einspielungen von Bachs Wohltemperiertem Klavier (1987/1990) und den Goldberg-Variationen (1989) gleichermaßen viel Lob und Kritik. 1980 machte Keith Jarrett eine ersten persönliche Krise durch, seit Mitte der 1990er Jahre litt er am chronischen Erschöpfungssyndrom und konnte erst 1998 wieder mit dem Klavierspiel beginnen. Sein erstes Soloalbum nach seiner Genesung war ursprünglich als privates Weihnachtsgeschenk für seine zweite Ehefrau Rose Anne gedacht und wurde unter dem Titel The Melody at Night, with You veröffentlicht. Er begann auch wieder, mit seinem Trio zu konzertieren und veröffentlichte mit Allways Let Me Go (2001), Up for It (2002) und Radiance (2005) weitere Einspielungen. 2002 wurde Keith Jarrett in die American Academy of Arts and Sciences gewählt, 2003 erhielt er den Polar Music Prize und 2004 wurde er mit dem Léonie-Sonning-Musikpreis ausgezeichnet.
Dem Wiener Hofkomponisten und Kapellmeister Antonio Salieri wurde lange Zeit unterstellt, er habe Mozart vergiftet. Auch wenn er gegen Mozart intrigiert hat, um sich gegen den lästigen Konkurrenten besser zu behaupten, kann ihm ein Mord jedoch keinesfalls nachgewiesen werden. Er wurde am 19.8.1750 in Legnano geboren. Die Familie war wohlhabend, verarmte später jedoch. Salieri wurde Sänger an der Markuskirche in Venedig, kam 1766 durch Ferdinand Gaßmann nach Wien und führte dort 1770 seine erste Oper auf. In der Folgezeit war er mit seinen Opern in Wien durchaus erfolgreich. Die wachsenden Erfolge Glucks gefährdeten allerdings seinen eigenen Erfolg, so dass er bei Gluck studierte, um sich dem Reformstil der Gluckschen Oper anzupassen. Er befreundete sich mit Gluck, dank dessen Förderung seine Opern auch in Paris Fuß fassen konnten (Les Danaïdes). Salieri schrieb insgesamt 40 Opern und Ballettmusiken, aber auch Kirchenmusik, Oratorien, Kantaten und Instrumentalwerke. 1774 wurde er Hofkomponist und 1788 Hofkapellmeister in Wien, ab 1790 bis 1823 hatteer jedoch nur noch die Hofsängerkapelle unter sich. Ab 1817 war er Oberleiter des Konservatoriums in Wien. Er war ein gefragter Lehrer, zu dessen berühmtesten Schülern Beethoven, Schubert und Liszt zählen. Salieri starb am 7. Mai 1825 in Wien in geistiger Umnachtung. Seine komische Oper Prima la musica wurde zu den Sommerfestspielen in Dubrovnik 1973 mit großem Erfolg wieder aufgeführt.
Agustín Pio Barrios, der sich ab Anfang der 1930er Jahre nach einem Indiohäuptling selbst „Nitsuga (= agustiN) Mangoré“ nannte, war einer der ersten Gitarrenvirtuosen Südamerikas. Gitarristen schätzen seine Bedeutung für die Gitarrenliteratur ähnlich ein wie Pianisten die Werke Chopins, den Barrios Mangoré sehr schätzte, für das Klavier. Geboren wurde Agustín am 5. Mai 1885 in Misiones, Paraguay. Seine Eltern förderten die Begabung ihres Sohnes von Anfang an und schickten ihn in die Hauptstadt Asunción. Dort studierte er u.a. am Instituto Paraguyao und begann seine Karriere als professioneller Gitarrist. Er adaptierte Werke von Bach und Beethoven für die Gitarre und beschäftigte sich außerdem mit Mathematik, Literatur und Philosophie. Dies war für ihn die Grundvoraussetzung für seine Berufung als Gitarrist (Zitat: „Man kann kein Gitarrist sein, wenn man nicht in den Quellen der Kultur gebadet hat.“). 1910 unternahm Barrios eine Konzertreise nach Argentinien, bei der er so erfolgreich war, dass er in den nächsten zwanzig Jahren durch fast ganz Süd- und Mittelamerika tourte und Konzerte gab. Eine Nordamerikatournee wurde allerdings durch einen Misserfolg in Buenos Aires 1928 vereitelt. Ende der 1920er Jahre beschäftigte und identifizierte sich Agustín Barrios immer stärker mit seiner indianischen Abstammung und gestaltete schließlich die erste Hälfte seiner Konzerte mit eigenen Werken in indianischer Tracht als „Nitsuga Mangoré, der Paganini auf der Gitarre aus dem Urwald“, die zweite Hälfte dann im traditionellen Frack mit Werken und Bearbeitungen von Bach und anderen europäischen Komponisten. 1935 hielt er sich mit seiner Familie ein Jahr lang in Europa auf. Nach seiner Rückkehr nach Paraguay erhielt er eine Professur in San Salvador. Dort starb er im Alter von nur 59 Jahren am 7. August 1944. Bereits ab 1913 hat Barrios Mangoré vermutlich als erster Gitarrist Schallplattenaufnahmen eingespielt, die das Label Chanterelle unter dem Titel „Agustin Barrios plays his own Compositions and other Works. The historical Recording 1913–1942“ veröffentlicht hat. Barrios Mangoré hat die Ausdrucksmöglichkeiten der Gitarre zu einem bis dahin ungeahnten und unerreichten Limit ausgeschöpft. Seine Werke (La Catredal, Sueño en la Floresta, Una limosna por el amor de Dios u.a.) gehören heute zum Standardrepertoire für Gitarristen.