Akademie der Künste trauert um Erhard Grosskopf
Der Komponist ist im Alter von 91 Jahren in Berlin gestorben

Am 17. April 2025 ist der Komponist Erhard Grosskopf im Alter von 91 Jahren in Berlin gestorben. Seit 1994 war er Mitglied der Akademie der Künste, von 2003 bis 2008 Stellvertretender Direktor der Sektion Musik, anschließend bis 2012 ihr Direktor. Dokumente zu Leben und Werk befinden sich im Erhard-Grosskopf-Archiv der Akademie der Künste, der er bis zuletzt eng verbunden blieb.
Erhard Grosskopf studierte zunächst Medizin, Mathematik und Philosophie in Frankfurt am Main, dann Kirchenmusik und Komposition bei Ernst Pepping und Boris Blacher in Berlin. Anschließend unterrichtete er am Berliner Konservatorium. Seit 1966 lebte er als freischaffender Komponist in Berlin. Die Gestaltung und Wahrnehmung des Raumes mit und durch Musik interessierte Grosskopf in besonderer Weise: „Als Komponist bin ich wie ein Architekt, der ein Haus für die Musik baut und hofft, dass die Musik in dieses Haus einzieht.“ 1969 entstand die 7-Kanal-Komposition Dialectics für den deutschen Kugelpavillon der EXPO '70 in Osaka, 1971 die erste Raumkomposition Hörmusik für die Berliner Philharmonie und zuletzt 2019 RaumKlangSkulptur für 3 Streichquartette.
Prägender Komponist elektronischer Musik
Sein Interesse an elektronischer Musik führte ihn ans Institut für Sonologie der Universität Utrecht (STEM), das ZKM Karlsruhe und das elektronische Studio der TU Berlin. 1972 erhielt er für die elektronische Komposition Prozess der Veränderung den Prix d'Italia. Viel diskutiert war 1987 sein Ballett Lichtknall an der Deutschen Oper Berlin (Regie und Bild Achim Freyer, Choreographie Lucinda Childs), 2010 wurde das Orchesterwerk …durch ein Unendliches im Rahmen des Festivals Ultraschall Berlin uraufgeführt. Grosskopf hat die zeitgenössische Musik auf vielfältige Weise geprägt: In den 1970er Jahren war er Mitherausgeber der Zeitschrift Berliner Hefte, von 1978 bis 1998 Initiator und Kurator der Konzertreihe Insel Musik in Berlin, 1982 bis 1992 Dozent bei den Internationalen Ferienkursen in Darmstadt.
Enno Poppe, Mitglied der Sektion Musik: „Erhard Grosskopf war ein unglaublich bescheidener und freundlicher Mensch. Er war zugleich immer komplett unangepasst und unabhängig. Seine Musik, oft so zart und stur wie ihr Schöpfer, sollte entdeckt und wieder entdeckt werden. Als Veranstalter und langjähriger Direktor der Sektion Musik hat sich Erhard immer für das Unbekannte und Überraschende eingesetzt. Er war neugierig bis zuletzt und hat auch im hohen Alter unentwegt komponiert. Er wird uns sehr fehlen.“